Am vergangenen Samstag informierten die Stadtwerke Anwohner über die Wassergewinnung am Flugplatz Windelsbleiche. Etwa hundert Interessierte erfuhren dabei, dass die Landebahnverlängerung aus Sicht des Wasserversorgers keine großen Probleme bringe.Von Mario A. SarclettiZwischendurch musste Olaf Kulaczewski seinen Vortrag immer wieder unterbrechen. Gegen das Dröhnen der startenden und landenden Flugzeuge kam er nicht an. Und die etwa einhundert Anwohner wollten nichts von dem verpassen, was der Leiter des Fachbereichs Wassergewinnung bei den Stadtwerken zu sagen hatte. Kulaczewski hatte es dabei aber nicht nur mit sehr interessierten, sondern auch mit sehr gut informierten Zuhörern zu tun. Denn die meisten sind Mitglieder der Bürgerinitiative »Stop Landebahn-Ausbau« und beschäftigen sich schon länger mit Fragen rund um die Verlängerung der Landebahn.
Die verlangen europäische Vorschriften, ab 2004 gelten erhöhte Sicherheitszuschläge für Star- und Landebahnen für Kleinflugzeuge. Die Anwohner fordern hingegen, den Status Quo beizubehalten. Neben der Lärmbelästigung durch den Flugbetrieb befürchten sie eine Gefährdung der Brunnen am Flughafen.
Fünf der elf Brunnen befinden sich auf dem Gelände des Flugplatzes, sechs außerhalb. Noch, denn bei einer Verlängerung der Landebahn, würde diese auch den sechs Brunnen sehr nahe kommen. Aus Sicht von Olaf Kulaczewski würde dies allerdings die Wassergewinnung nicht beeinträchtigen. 250.000 Kubikmeter Grundwasser pro Jahr pumpen die Stadtwerke aus den sechs bis zehn Meter tiefen Brunnen, rund 1,3 Prozent der in Bielefeld jährlich benötigten 19 Millionen Liter.
»Wir folgen der Philosophie der verbrauchernahen Versorgung«, erklärt Olaf Kulaczewski, warum das Wasserwerk in Windelsbleiche dennoch wichtig sei. Er lobt den Weitblick der Verantwortlichen, die 1929 das Areal kauften um die Wassergewinnung sicher zu stellen. »Wir hätten heute keine Chance mehr an solche Flächen zu kommen, wir profitieren enorm von dem damaligen Vorsorgegedanken, weil Wasser eine Generationenvertragsgeschichte ist.« Dreißig Jahre alt sei das Wasser zum Teil, das mit Vakuumpumpen aus dem Sennesand gefördert wird. »Wasser hat ein langes Gedächtnis«, beschreibt er.
»Deshalb wollen wir auch keine Genehmigung für die Landebahnverlängerung, deshalb sind wir ja hier«, wirft einer der Anwohner ein. »1929 hat die Stadt Bielefeld das Gelände gekauft um hier Brunnen zu errichten. Die Stadt hat das nicht unter dem Gesichtspunkt gekauft einen Flugplatz zu errichten«, kritisiert Hans-Joachim Ludwig der Sprecher der Bürgerinitiative die Unterstützung der Stadt für die Ausbaupläne. »Und der Flughafen zahlt noch nicht einmal Pacht für die Nutzung des Geländes«, empört sich ein anderer Anwohner.
Die Bürger haben Angst, dass durch einen Unfall das Grundwasser verseucht werden könnte. Einen solchen gab es im vergangenen Jahr, als sich ein Flugzeug überschlug. Olaf Kulaczewski glaubt aber nicht, dass ein Unfall zwangsläufig zu einer Stillegung der Brunnen führen würde. »Das würde eine Woche dauern, bis das Wasser unten angekommen ist«, erklärt der Geologe. Bis dahin könnte das verseuchte Erdreich abgetragen werden.
Zu einer weiteren Sorge der Anwohner kann er sich nicht äußern: »Ich bin kein Flieger sondern Geologe«, entschuldigt er sich dafür, dass er nichts über den Verdacht der Bürgerinitiative sagen kann, dass auch im normalen Flugbetrieb Kerosin und Schmiermittel aus den Kleinflugzeugen austreten, Beeinträchtigungen der Wasserqualität habe es dadurch bisher auf jeden Fall nicht gegeben.