Webwecker Bielefeld: stadtbibranking

Zu wenig Neuerwerbungen (23.07.2003)



Stadtbibliothek
Wirtschaftlich, aber zu wenig Neuerwerbungen. Man könnte auch sagen: Kleingespart








Bei einem bundesweiten Leistungsvergleich landete die Stadtbibliothek Bielefeld auf einem hinteren Platz. Der Grund: die im Vergleich zu ihren Mitbewerberinnen zu geringen Erwerbungsmittel für neue Bücher und andere Medien.





Die Stadtbibliothek Bielefeld hat in einem bundesweiten Leistungsvergleich öffentlicher Bibliotheken in der Kategorie der Städte über 100.000 Einwohner den 33. Platz in der Gesamtbewertung erreicht. In dem von der Bertelsmann Stiftung und dem Deutschen Bibliotheksverband erhobenen Bibliotheksindex (BIX) belegt die Stadtbibliothek Würzburg den ersten Rang unter insgesamt 39 in dieser Größenkategorie verglichenen Bibliotheken. Der BIX misst bereits zum vierten Mal die Leistungen von öffentlichen Bibliotheken in den Bereichen Kundenorientierung, Auftragserfüllung, Wirtschaftlichkeit und Mitarbeiterorientierung.

Inzwischen beteiligen sich über 200 Bibliotheken an diesem freiwilligen Leistungsvergleich, zum ersten Mal die Stadtbibliothek Bielefeld. »Der BIX hat sich zu einer festen Größe in der bundesweiten Bibliothekslandschaft entwickelt. Immer mehr Bibliotheken begreifen dieses Ranking als Arbeitsinstrument für die politische Diskussion in ihrer Kommune«, sagt Petra Klug, Projektleiterin bei der Bertelsmann Stiftung.

Die Stadtbibliothek schnitt im Bereich Auftragserfüllung wegen der sehr geringen Neuerwerbungsquote schlecht ab. Die Erneuerungsquote von 2,6 Prozent des Ausleihbestandes im vergangenen Jahr war unter den teilnehmenden Bibliotheken der niedrigste Wert aus dem gesamten Bundesgebiet. Im Durchschnitt haben die Bibliotheken eine Quote von 7,8 Prozent vorzuweisen; der Spitzenreiter, die Stadtbibliothek Paderborn, liegt bei 13 Prozent. Mit einer besseren Finanzausstattung bei den Erwerbungsmitteln könnte die Bielefelder Stadtbibliothek hier wieder einen mittleren bis guten Platz erreichen und mit Städten wie Gelsenkirchen, Bochum oder Erfurt konkurrieren, die im Mittelfeld des Rankings angesiedelt sind.

Eine Folge der Finanzengpässe ist auch der geringe Rang bei der Kundenorientierung, im wesentlichen bestehend aus den Ausleih- und Umschlagszahlen. »Die hohe Bewertung des Kriteriums Kundenorientierung hat uns nach unten gezogen«, sagt Harald Pilzer, Leiter der Stadtbibliothek zum WebWecker. Die schlechte Bewertung sei keine Folge mangelnder Motivation der Mitarbeiter, sondern ein Resultat daraus, dass »wir das Kundeninteresse nach neuen Medien zu wenig erfüllen konnten«. Der Neuerwerbungsetat sei einfach zu gering. »Durch den Leistungsvergleich wird belegt, was wir vorher auch schon gesagt haben: Wir brauchen mehr Erwerbungsmittel«, ergänzt Pilzer.

Hingegen ausgezeichnet schneidet die Stadtbibliothek Bielefeld bei der Wirtschaftlichkeit ab. Hier liegt sie im obersten Drittel der bundesdeutschen Städte. Die Ausgaben der Stadtbibliothek liegen mit 4,54 Euro je Bibliotheksbesucher deutlich unter dem Durchschnitt von 5,64 Euro. Flächengröße und Personalstärke liegen leicht unter dem Bundesdurchschnitt, Öffnungszeiten und Effizienz des Personaleinsatzes jedoch leicht über dem Durchschnitt. Bei der Fortbildungsquote der Mitarbeiter, der Verfügbarkeits- und Fluktuationsquote, zusammengefasst unter "Mitarbeiterorientierung", rangiert Bielefeld weit vorn. Ebenso ist ihr neues Internet-Service-Angebot für die Bürger vorbildlich.