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Weiter initiativ statt inaktiv (Teil 2)



Armin Wenske sah bei ersten Recherchen zum Flächennutzungsplan aber auch, dass die Arbeit der Bürgerinitiative beobachtet wird. Als er im Planungsamt vor dem Plan stand, habe ihn ein Mitarbeiter des Amtes gefragt, ob er Hilfe brauche, erzählt Wenske. Daraufhin habe er ihn nach dem Flughafenzubringer gefragt. »Der kommt jetzt raus, hat mir der Mann gesagt«, erinnert sich Wenske und grinst. »Und dann hat der sich verplappert: Es gibt da so eine Bürgerinitiative, die haben angekündigt, sich den Flächennutzungsplan vorzunehmen, wenn ihre B66n weg ist«, habe ihm der Beamte gesagt. »Das Amt hätte deshalb den politischen Auftrag gekriegt, das für die nächste Ratssitzung alles rauszunehmen«, beschreibt Wenske die Unterhaltung.

Die Änderungen bezögen sich aber nur auf die Bereiche Bielefeld Mitte, West, Nord. Das südliche Stadtgebiet, also Brackwede, Sennestadt, Gadderbaum wurde laut Armin Wenske noch nicht überarbeitet: »Genau diesen Bereich müssen wir uns jetzt vornehmen und kucken, was sind da jetzt noch für Tretminen drin«, kündigt er an. Als Beispiel für eine solche nennt Wenske die Württembergerallee in Sennestadt. Dort sollen in einem Natur- und Wasserschutzgebiet Einfamilienhäuser errichtet werden. Auch dagegen hat sich eine Bürgerinitiative gegründet.

Die ist Mitglied eines Verbundes von Initiativen, der sich rund um die B66n-Gegner formiert hat und sich den »Erhalt und die Förderung der Lebensqualität in Bielefeld« zum Ziel gesetzt hat. Das ist auch der Name des Vereins, den die Straßengegner gegründet haben. Mit im Verbund sind unter anderem die Bürgerinitiativen Detmolder Straße, Bäume für die Burg und gegen den Untersee, aber auch Vereinigungen wie die Gruppe aktiver Fahrradfahrer und Fußgänger engagieren sich in dem Zusammenschluss.

Dessen erste Aktion war es, einen »Bürgerturm« zu basteln. Auf dem drei Meter hohen Turm haben alle Bürgerinitiativen die Möglichkeit ihre Themen in die Öffentlichkeit zu bringen, jeden ersten Samstag im Monat soll der Turm auf dem Jahnplatz aufgebaut werden. Am 12. Juli wird er beim Sommerfest der Bürgerinitiative B66n im FZZ Stieghorst der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das Engagement der Bürger soll sich aber nicht im Protest gegen einzelne Projekte erschöpfen, sie wollen sich auch in die Kommunalpolitik einmischen. Für die Kommunalwahlen im September 2004 sollen Wahlprüfsteine erstellt werden. »Wir werden bestimmte Fragen formulieren und jeder, der antritt, muss die beantworten«, erklärt Armin Wenske, der auch einer von drei Sprechern des Verbundes ist.

Eventuell muss er sie aber auch selbst beantworten. Im Moment überlegen die Mitglieder des BI-Verbundes nämlich, selbst als unabhängige Wählergemeinschaft bei den Kommunalwahlen anzutreten. »Wir wollen in den Rat, damit wir auch Mitspracherecht haben«, begündet Armin Wenske den möglichen Einstieg in die Poltitik. Außerdem wolle man für mehr Transparenz in der Politik sorgen. »Die Politiker machen doch den Fehler, dass sie im stillen Kämmerlein sitzen und sich was Tolles überlegen. Das geht dann in irgendein Gremium und wenn man Glück hat, sitzt da ein Reporter. Wenn man Pech hat, wie bei der Freiluftarena an der Radrennbahn, dann erfährt man das erst, wenn das im Rat ist und da war dann keine Bürgerbeteiligung«, beschreibt Wenske seine Sicht des Status quo in der Bielefelder Lokalpolitik.

Sollten die Bürgerinitiativen tatsächlich zur Kommunalwahl antreten, dann hätten wohl die Bielefelder Politiker Pech gehabt, als sie mit den Planungen zur B66n schlafende Bürger weckten.