Webwecker Bielefeld: theaternacht01

Die Schalkin im Nacken (Nacht der freien Theater, 02.07.2003)




Leiterln statt fensterln: Die freie Schauspielerin und vorübergehende Theatertour-Leiterin Christine Ruis endeckte die Frauenvariante zum männerdominierten fensterln





Irgendwie eine Butterfahrt für Bildungsreisende: Mit wechselnden Kapitänen an Bord, die statt Heizdecken Schauspielkunst anpriesen. Als Kapitänin Christine Ruis – Künstlerinname: sch.a.l.k.i.n – das Publikum aufforderte, sie auf einer mitgebrachten Leiter zu tragen, waren gleich sechs Herren und Damen bereit. Mit Fanfarengesängen trugen sie Ruis durch den Bielefelder Abend





Bericht und Fotos: Manfred Horn


Die erste Nachtreise der Freien Theater Bielefeld am Samstag Abend war ein voller Erfolg. Schon Wochen vorher ausverkauft, kamen die insgesamt 140 MitläuferInnen voll auf ihre Kosten. Die Idee war so schlicht wie genial: Man spiele an vier Orten in Bielefeld Theater und unterhalte das verehrte Publikum unterwegs aufs theatralischste. Los gings für die eine Hälfte des Publikums (»Tour B«) im Forum für Kreativität und Kommunikation in der Marktstraße, die andere Hälfte (»Tour A«) startete beim Alarm-Theater in der Gustav-Adolf-Straße. Für die 75 Reisenden der Tour B zeigte die Gruppe »Götterspeise« Ausschnitte aus ihrer Produktion »Wieder unterwegs – Don Quijote«. Ein beständiger Wechsel zwischen an die Wand gestrahlten Filmsequenzen und real gespielter Handlung auf der Bühne. Christine Ruis führte das Publikum dann ins Theaterlabor, wo die Performance »Plastik Play« den ZuschauerInnen plastisch vors und ins Auge geführt wurde. Wer sich fragte, was mensch bekleidungstechnisch mit Plastik machen kann und ob philosophieren und lamentieren in einer gelben Mülltonne möglich ist, erhielt praktische Handreichungen durch die SchauspielerInnen des Theaterlabors.

Es folgte eine S-Bahnfahrt in den Bielefelder Westen. Gelegenheit, die Mitreisenden näher zu betrachten. Alle hatten nämlich Namensschildchen erhalten. Jeweils zwei Namen und damit zwei Personen der Gruppe passten zusammen. Alle Namen waren aus Theaterstücken, doch nicht alle waren so einfach zu ermitteln wie Romeo und Julia. So wurde dann auch gefachsimpelt, ob der Name nicht vielleicht aus einem Stück von Ibsen sei.



Die mit behinderten und nichtbehinderten SchauspielerInnen agierende Theatergruppe Götterspeise zeigte Don Quijote in seinem ewigen Kampf