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Demokratische Errungenschaft mit engem Gürtel (Teil 3)



Die Schließung der Stadtteilbibliotheken hat aus Sicht Pilzers auch einen positiven Effekt. Die Finanzmittel, die dadurch eingespart werden, kommen zu einem Drittel der Stadtbibliothek zu Gute. Dort werden sie dringend gebraucht. Die Stadtbibliothek – als Verbund der Zentralbibliothek und der Stadtteilbibliotheken – verfügt über einen Jahresetat für Neuanschaffungen von rund 140.000 Euro. »Für eine Bibliothek dieser Größenordnung viel zu wenig«, stellt Pilzer heraus. Zum Vergleich: Anfang der 1990er standen der Bibliothek noch 400.000 Euro für die Anschaffung von Medien zur Verfügung. Ohne Erneuerung des Bestandes aber laufen der Stadtbibliothek die Kunden weg. Die Stadtbibliothek ist schon froh, die Zahl der Besucher mit 536.200 im Jahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr stabilisiert zu haben. Deutlicher wird der Zusammenhang zwischen einem geringen Anschaffungsetat und Nutzung an der Zahl der Ausleihen: Waren es 1998 noch nahezu 1.2 Millionen, so wurden in 2002 nur noch 824.000 Ausleihen registriert, ein Rückgang von über 30 Prozent.

Die Stadtbibliothek versucht gegenzusteuern. Und Direktor Pilzer sieht dabei positive Ansätze: Immer mehr Fotokopien werden in den Bibliotheken gemacht und auch die Internetzugänge – die in jeder der zur Zeit noch neun Bibliotheken gegen eine geringe Gebühr genutzt werden können – werden verstärkt nachgefragt. Sonderaktionen wie die Bestenliste sind erfolgreich: Hierbei stehen in der Zentralbibliothek jeweils drei Exemplare der Top-20 Romantitel der Zeitschrift Spiegel zur Ausleihe. Für diese Bücher muss eine erhöhte Ausleihgebühr entrichtet werden. Seit dem 11. März sind jetzt auch die Top-20 Sachbücher und Hörbücher hinzugekommen. Durch den Verleih gegen erhöhte Gebühr entstehen Zusatzeinnahmen, aus denen dann wieder die Titel der aktuellen Top-20 gekauft werden. »Die Erweiterung des Bestandes trägt sich hier selbst«, freut sich Pilzer.

Eine weitere, jährliche, Sonderaktion sind die Literaturtage. Hier werden Schriftsteller aus aller Welt nach Bielefeld geladen. Sie lesen dann in der Zentralbibliothek. Unterstützt werden die Literaturtage dabei vom Verein »der Freunde und Förderer der Stadtbibliothek«. In vergangenen Jahr erstmalig fand zudem der erste »Lesefrühling« für Kinder und Jugendliche statt. Das Kooperationsprojekt mit dem Kulturamt bot zahlreiche Lesungen und eine Kinderdruckerei. 888 Kinder nahmen am Lesefrühling teil. In diesem Jahr folgt der zweite »Lesefrühling«. Zudem versucht man, den Schwerpunkt Multimedia auszubauen. Inzwischen verfügt die Stadtbibliothek über 1.000 CD-Roms, die auf dem heimischen PC genutzt werden können. Neu ist auch ein Schwerpunkt zum Thema Gesundheit, finanziert vom NRW-Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport. Für den Schwerpunkt wurden 1.200 Bücher neu angeschafft, die in der Zentralbibliothek in der Bibliothek in Heepen zugänglich sind. Lehrer können Medienboxen zum Thema Gesundheit abholen. Selbsthilfegruppen wie der »Verein für freiwillige Suchtselbsthilfe« bieten von März bis Ende April Informationen in der Zentralbibliothek. Sie kommen dabei direkt in die Bibliothek und können vom Publikum angesprochen werden.