Webwecker Bielefeld: pisa03

»Gestalten statt verwalten« (Teil 3)



Die zum Teil schon umgesetzten Vorhaben der Grünen in NRW wurden vom Publikum wohlwollend, aber auch mit einer gewissen Skepsis aufgenommen. Die Befürchtung konkretisierte sich darin, dass die Betreuungszeiten zwar auf den Nachmittag ausgeweitet werden, dadurch aber nicht ein anderes, besseres, rhythmisiertes Lernen stattfinde. Laborschul-Leiter Tillmann forderte denn auch für NRW »bayrische Verhältnisse«. Bezogen auf die Grundschulen stellte er fest: »22 Stunden Lernen sind wenig«. Ausgeweitete Betreuungszeiten seien zwar ein gutes Angebot für berufstätige Eltern, wären aber keine Antwort auf Pisa. Auch der Lehrer Godejohan sprach sich gegen eine »Schule light« aus. Wer eine Ganztagsschule wolle, müsse auch für die entsprechende Ausstattung sorgen.

Ob die Lösung dafür einfach ist, dass Lehrerinnen mehr leisten, ist jedoch zweifelhaft. Cornelia Stern berichtete, dass die Bedingungen für Lehrerinnen in Kanada, ein Land, das bei der Pisa-Studie am besten abschnitt, anders seien: nur halb so viel Gehalt, keine lebenslänglichen Verträge, Fortbildung in den Ferien und alle drei Jahre den Beweis antreten, dass man als Lehrer noch fähig sei, seien die Bedingungen dort. Die Ansicht, viele LehrerInnen hierzulande seien zuwenig flexibel und leisteten zu wenig, wurde jedoch nicht von allen geteilt. Und Tillmann merkte kritisch an, dass es fraglich sei, ob die reformierte Lehrerausbildung in nur noch sechs Semestern Studienzeit zu besseren Lehrern führe. Tillmann hat die Erfahrung gemacht, dass junge Kolleginnen im Team wichtig sind, die näher dran sind an der Lebenswelt der SchülerInnen. Zudem könne »eine Woche Aufsicht in einer Schülerdisko mehr Erfahrung bringen als eine Fortbildung«.

Man merkte der Diskussion an, dass sie gerade am Punkt der Perspektive für die Lehrenden einer großen Baustelle glich. Viel Arbeit noch für die Reformwilligen. Viel Arbeit auch, den Spagat zwischen Öffnung der Schulen, weniger Selektion, der Verbindung von Lernen und Leben hinzubekommen, also eine prinzipiell solidarische, positive Schule zu etablieren. Und anders, darin besteht der Spagat und latente Widerspruch, die LehrerInnen nicht einem gnadenlosen Wettbewerbssystem zu unterwerfen, wo auf sie vehement Druck aufgebaut wird, der nur noch – ganz sozialdarwinistisch und selektiv – das Überleben der fitesten unter ihnen garantiert, und dass noch zu schlechteren Konditionen. Eine neue Schule muss auch positive Ansätze für LehrerInnen bieten und sie motivieren statt sie zu bedrohen.