Webwecker Bielefeld: 88

Erwachen, Disziplin, Erleuchtung, Nirwana



88 - Pilgern auf japanisch

Von Harald Manninga

Der Vergleich mit Hape Kerkeling (dessen Pilgerbuch demnächst auch verfilmt werden soll) drängt sich natürlich auf. Pilgern ist in, seit Hape sein »Ich bin dann mal weg« auf die Bestsellerlisten gesetzt hat. Hier pilgert aber ein anderer und ganz anders, nämlich auf dem wohl ältesten Pilgerweg der Welt. Der befindet sich auf der Insel Shikoku und wird gesäumt von 88 Tempeln, deren Besuch einen nach und nach die vier Stufen der (buddhistischen) Heilsfindung erreichen lassen soll: Erwachen, Disziplin, Erleuchtung, Nirwana.

In dieser Dokumentation geht Filmemacher Gerald Koll also los, immer mit der Kamera dabei. Und erlebt dabei, was man eben beim Pilgern wohl so erlebt. Zumal in einem fremden Land, mit fremdem Essen, mit so gut wie keinen Sprachkenntnissen... Man trifft allerlei andere Pilger, dazu allerlei Einheimische, die gelegentlich auch mal ein bisschen Geld an den Pilgern verdienen (sofern die welches haben und nicht aufgrund landestypischer Bank-Öffnungszeiten, mit denen man nicht gerechnet hat, gerade einigermaßen pleite sind), und vielleicht lernt man ja auch wirklich was auf diesem Weg.

Das ist Koll allerdings nicht so recht gelungen. Jedenfalls erlangt er schon mal nicht das Nirwana, außerdem wird und wird er nicht gewahr, was es mit »henro boke« auf sich hat. So nennt man angeblich der Zustand, in den der Pilger nach einer gewissen Zeit gelangen soll. »Angeblich«, weil niemand ihm erklären kann, was das heißt; auch die vielen Japaner, die er darauf anspricht, die haben dieses Wort noch nie gehört, einige bezweifeln gar, dass das überhaupt ein japanischer Ausdruck sei.

Und so geht der Film dahin, immer begleitet von Kolls Erzählungen und Erklärungen aus dem Off. Das ist zwar soweit recht vergnüglich anzuschauen und –hören, ernstlich neue und wirklich interessante Dinge hat dieser Film dann aber doch nicht zu bieten. Selbst die Bilder von den berühmten japanischen Kirschblüten reißens dann nicht unbedingt, die hat man kürzlich bei Doris Dörrie doch etwas eindrucksvoller gesehen.