Webwecker Bielefeld: »Da kommt der Bus« (13.12.2006)

»Da kommt der Bus« (13.12.2006)



Der Bethelbus mit anstaltstypischen Diakonissen in den 1960er Jahren


Vor genau einem halben Jahrhundert, am Nikolaustag (6. Dezember 1956), pünktlich um 9 Uhr, war es soweit: Der eigens von den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel angeschaffte, nagelneue Kleinomnibus (Mercedes-Benz O 319 D) startete zu seiner ersten Runde durch Bethel – der »Halleluja-Express« war geboren.

 

Seit 1997 betreibt moBiel die Bethel-Bus-Linie, die unten im Tal, am Bethel-Eck startet und oben an der Bodelschwingh-Straße beim Haus Neu-Salem endet. Wer heutzutage mitfährt, mag sich über einige seltsame Mitfahrer wundern. Ansonsten aber ist aus dem Bethel-Bus eine ganz normale Linie geworden.

Früher war das anders – vor allem unbequemer. Als 1956 der erste Bus startete, ein Mercedes Benz des Typs O 319 D, waren ganze 13 Sitzplätze vorhanden, die Dachhöhe war so niedrig, dass große Menschen den Kopf einziehen mussten. Der Bus brauchte eine Weile, um sich die 4,3 Kilometer durch Bethel zu schlängeln. Die offiziellen zwölf Minuten wurden nicht immer eingehalten.

1956, am Anfang des Öffentlichen-Personen-Nahverkehrs in Bethel, stand wie in Deutschland üblich die behördliche Genehmigung. Um die »öffentliche Kraftverkehrslinie« betreiben zu können, musste Bethel zuvor die erforderlichen amtlichen Genehmigungen einholen. Im Antrag an den Regierungspräsidenten in Detmold begründete der Bethelvorstand die Notwendigkeit der Buslinie: »Es besteht ein echtes Bedürfnis unserer Pfleglinge, Altersheiminsassen, unserer Pensionäre, des Pflegepersonals und der sonstigen Mitarbeiter, die von der Anstaltsleitung im hinteren Betheltal untergebracht sind, nach einer Fahrverbindung zum Anstaltszentrum«.

Der Bethel-Bus kam gut an, schließlich war der Motorisierungsgrad Ende der 50er Jahre noch nicht hoch – und die Anstalts-Bewohner hatten eh kein Auto. Allein bis 1974 nutzten ihn über eine Million Fahrgäste, 600 000 Kilometer wurden zurückgelegt. 1975 änderte man die Linienführung des Busses und setzte die Haltepunkte neu fest. Auch der Mercedes-Bus wurde umgebaut, ein Dachaufbau sorgte dafür, dass die Fahrgäste nicht länger den Kopf einziehen mussten, wollten sie nach vorne zum Ausstieg. 1975 dann kam ein neuer Bus, immer noch ein bulliartiges Gefährt, aber schon größer als seine beiden Vorgänger. Er verrichtete bis in die 1990er Jahre seine Dienste – und war für manche Bewohner Bethels nach wie vor eine Attraktion. Gerne wurde mit ihm gefahren – oder einfach nur hingeschaut mit dem Kommentar: »Da kommt der Bus!«.

 

Seit 1997 mobil mit moBiel

Mit dem neuen MoBiel-Bus hat 1997 ein richtiger Bus in die Ortschaft Einzug gehalten, zwar eher eine kleine Variante, aber rein äußerlich schon als typischer Bus zu erkennen. Vorne steht nun auch eine richtige Nummer: »Linie 122«. Er hat allerdings einige Besonderheiten, wie eine ausfahrbare Rollfläche für Rollstuhlfahrer, damit die rein und raus können. Der Bus bindet Bethel auch an das sonstige öffentliche Verkehrsnetz in Bielefeld an. Der Bethel-Bus ist heute in den »Sechser« von moBiel integriert, der Fahrgast kann bei entsprechendem Ticket von der Straßenbahnlinie 1 in den Bethel-Bus wechseln, ohne neu zu lösen. Auf der kompletten Linie gilt der Kurzstreckentarif, über die sonst üblichen vier Haltestellen hinaus.

1997 waren es 360 Fahrgäste, heute nutzen sogar über 1300 Fahrgäste jeden Tag den Bus. Dies sind nicht nur Bethel-Bewohner, sondern zunehmend auch Mitarbeiter. Entsprechend hat sich auch die Zahl der Job-Tickets erhöht. Waren es im 1992 nur 200 Mitarbeiter, die das vom Arbeitgeber bezuschusste Ticket nutzen, sind es 2006 rund 2.300. Dies liegt am guten Takt des Buses, wochentags kommt er in Spitzenzeiten alle 20 Minuten vorbei. Es liegt aber daran, das die Leitung der von Bodelschwingschen Anstalten seit Mitte der 1990er Jahre ein ziemlich rigides Parkmanagement betreibt, das das Parken im Stadtteil erschwert hat.

Am 6. Dezember, dem 50. Geburtstag, konnten alle Fahrgäste einen Tag lang kostenlos mit dem Bethel-Bus fahren. Außerdem wird das Jubiläum mit einer kleinen Ausstellung zur Geschichte und Gegenwart des Bethel-Busses gefeiert, die im Dankort am Quellenhofweg noch bis Ende Dezember zu sehen ist.

 

Zweite Linie nach Brackwede geplant

In den 1970ern wurde probeweise eine zweite Linie eingerichtet durch das Gebiet am Pellaweg. Mangels Mitfahrern wurde die Linie jedoch schnell wieder eingestellt. Nun folgt der zweite Versuch: Eine zweite Linie soll kommen. Sie soll vom Betheleck über den Quellenhofweg bis nach Brackwede führen. Damit wäre auch der Anschluss an den Bielefelder Süden geschafft. Die Planungen laufen, ein konkretes Startdatum noch offen.

Geräumig und behindertengerecht, der sogenannte Midi-Bus von moBiel, der nun als Linie 122 durch Bethel fährt. Obwohl im Vergleich zum alten Modell nur halb so spannend