Vor genau einem halben Jahrhundert,
am Nikolaustag (6. Dezember 1956), pünktlich um 9 Uhr, war es soweit: Der
eigens von den v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel angeschaffte, nagelneue
Kleinomnibus (Mercedes-Benz O 319 D) startete zu seiner ersten Runde durch
Bethel der »Halleluja-Express« war geboren.
Seit 1997 betreibt moBiel die Bethel-Bus-Linie, die unten im
Tal, am Bethel-Eck startet und oben an der Bodelschwingh-Straße beim Haus
Neu-Salem endet. Wer heutzutage mitfährt, mag sich über einige seltsame
Mitfahrer wundern. Ansonsten aber ist aus dem Bethel-Bus eine ganz normale
Linie geworden.
Früher war das anders vor allem unbequemer. Als 1956 der
erste Bus startete, ein Mercedes Benz des Typs O 319 D, waren ganze 13 Sitzplätze
vorhanden, die Dachhöhe war so niedrig, dass große Menschen den Kopf einziehen
mussten. Der Bus brauchte eine Weile, um sich die 4,3 Kilometer durch Bethel zu
schlängeln. Die offiziellen zwölf Minuten wurden nicht immer eingehalten.
1956, am Anfang des Öffentlichen-Personen-Nahverkehrs in
Bethel, stand wie in Deutschland üblich die behördliche Genehmigung. Um die
»öffentliche Kraftverkehrslinie« betreiben zu können, musste Bethel zuvor die
erforderlichen amtlichen Genehmigungen einholen. Im Antrag an den
Regierungspräsidenten in Detmold begründete der Bethelvorstand die
Notwendigkeit der Buslinie: »Es besteht ein echtes Bedürfnis unserer
Pfleglinge, Altersheiminsassen, unserer Pensionäre, des Pflegepersonals und der
sonstigen Mitarbeiter, die von der Anstaltsleitung im hinteren Betheltal
untergebracht sind, nach einer Fahrverbindung zum Anstaltszentrum«.
Der Bethel-Bus kam gut an, schließlich war der
Motorisierungsgrad Ende der 50er Jahre noch nicht hoch und die
Anstalts-Bewohner hatten eh kein Auto. Allein bis 1974 nutzten ihn über eine
Million Fahrgäste, 600 000 Kilometer wurden zurückgelegt. 1975 änderte man die
Linienführung des Busses und setzte die Haltepunkte neu fest. Auch der
Mercedes-Bus wurde umgebaut, ein Dachaufbau sorgte dafür, dass die Fahrgäste
nicht länger den Kopf einziehen mussten, wollten sie nach vorne zum Ausstieg.
1975 dann kam ein neuer Bus, immer noch ein bulliartiges Gefährt, aber schon
größer als seine beiden Vorgänger. Er verrichtete bis in die 1990er Jahre seine
Dienste und war für manche Bewohner Bethels nach wie vor eine Attraktion.
Gerne wurde mit ihm gefahren oder einfach nur hingeschaut mit dem Kommentar:
»Da kommt der Bus!«.
Seit 1997 mobil mit moBiel
Mit dem neuen MoBiel-Bus hat 1997 ein richtiger Bus in die
Ortschaft Einzug gehalten, zwar eher eine kleine Variante, aber rein äußerlich
schon als typischer Bus zu erkennen. Vorne steht nun auch eine richtige Nummer:
»Linie 122«. Er hat allerdings einige Besonderheiten, wie eine ausfahrbare
Rollfläche für Rollstuhlfahrer, damit die rein und raus können. Der Bus bindet
Bethel auch an das sonstige öffentliche Verkehrsnetz in Bielefeld an. Der
Bethel-Bus ist heute in den »Sechser« von moBiel integriert, der Fahrgast kann
bei entsprechendem Ticket von der Straßenbahnlinie 1 in den Bethel-Bus wechseln,
ohne neu zu lösen. Auf der kompletten Linie gilt der Kurzstreckentarif, über
die sonst üblichen vier Haltestellen hinaus.
1997 waren es 360 Fahrgäste, heute nutzen sogar über 1300
Fahrgäste jeden Tag den Bus. Dies sind nicht nur Bethel-Bewohner, sondern
zunehmend auch Mitarbeiter. Entsprechend hat sich auch die Zahl der Job-Tickets
erhöht. Waren es im 1992 nur 200 Mitarbeiter, die das vom Arbeitgeber
bezuschusste Ticket nutzen, sind es 2006 rund 2.300. Dies liegt am guten Takt
des Buses, wochentags kommt er in Spitzenzeiten alle 20 Minuten vorbei. Es
liegt aber daran, das die Leitung der von Bodelschwingschen Anstalten seit
Mitte der 1990er Jahre ein ziemlich rigides Parkmanagement betreibt, das das
Parken im Stadtteil erschwert hat.
Am 6. Dezember, dem 50. Geburtstag, konnten alle Fahrgäste
einen Tag lang kostenlos mit dem Bethel-Bus fahren. Außerdem wird das Jubiläum
mit einer kleinen Ausstellung zur Geschichte und Gegenwart des Bethel-Busses
gefeiert, die im Dankort am Quellenhofweg noch bis Ende Dezember zu sehen ist.
Zweite Linie nach Brackwede geplant
In den 1970ern wurde probeweise eine zweite Linie
eingerichtet durch das Gebiet am Pellaweg. Mangels Mitfahrern wurde die Linie
jedoch schnell wieder eingestellt. Nun folgt der zweite Versuch: Eine zweite
Linie soll kommen. Sie soll vom Betheleck über den Quellenhofweg bis nach
Brackwede führen. Damit wäre auch der Anschluss an den Bielefelder Süden
geschafft. Die Planungen laufen, ein konkretes Startdatum noch offen.