Von Manfred Horn
Pünktlich zur Vorweihnachtszeit und gerade noch so im Jubiläumsjahr, das
Naturkundemuseum wird 100 Jahre, ist die Naturhistorische Zeitreise mit der
Stadtbahn fertig geworden. Von der Universität bis zum Adenauerplatz, also
praktisch auf der Linie 4, sind nun Plakatvitrinen zu einem Natur- und
Umweltthema zu sehen, in den unterirdischen Stationen Vitrinen mit
naturhistorisch interessanten Exponaten. 130.000 Euro kostete die Umsetzung der
Zeitreise, mit der das Naturkundemuseum namu nach draußen geht. Geld, dass
der Förderverein durch Spenden von Unternehmen zusammenbekam.
Bielefeld
ist aus geologischer Sicht ein interessanter Ort, viele Schichten laufen unter
der Stadt. Entsprechend wurden hier auch immer wieder interessante Objekte
ausgebuddelt. So liegen jetzt die Reste eines Meeressauriers in der
U-Bahn-Station Hauptbahnhof, gut geschützt durch dickes Glas. Die Vitrine ist
in den Boden eingelassen, der Betrachter kann sich die Skelettreste und einen
kurzen Film dazu ansehen. Der Monitor ist ebenfalls in der Vitrine
untergebracht. Geplant war die Eröffnung der Naturhistorischen Zeitreise für
September (WebWecker berichtete), aber die Umsetzung gestaltete sich
schwieriger als zunächst gedacht. Die größte Sorge, dass die Vitrinen von innen
beschlagen könnten, haben sich bisher aber nicht bestätigt. Ein Vorteil ist,
dass die Vitrinen auf den Bahnsteigen im Untergrund eingelassen sind, dort
herrschen wesentlich konstantere Temperaturen als an der Erdoberfläche. Zudem
sorgen jeweils Lüfter in den Vitrinen dafür, dass die Luft zirkuliert und die
Monitore gekühlt werden.
In Berlin verkauft
Vom
Meeressaurier am Hauptbahnhof sind nur noch drei größere Fragmente übrig. Der
Saurier hatte ursprünglich eine Länge von acht Metern, der Großteil des 200
Millionen Jahre alten Skeletts ist in den Kriegswirren in Berlin verschwunden.
Der Saurier wurde in einer Tongrube in Sudbrack gefunden, wie Martin Büchner,
ehemaliger Leiter des Naturkundemuseums, erläutert. »Schon damals hatten die
Museumspfleger wenig Geld«, fügt Büchner an und erklärt so, warum ein großer
Teil des Skeletts verschwunden ist: Ein Mitarbeiter des Naturkundemuseums
verscherbelte es nach Berlin. So kann man die Kraft und Größe des
Fischsauriers, der bis zu 20 Minuten zwischen zwei Atemzügen unter Wasser
bleiben konnte, nur erahnen oder sich in dem eineinhalb-minütigen Film im
Monitor animiert zeigen lassen.
Wollnashorn statt Wisent
In
der U-Bahn-Station am Jahnplatz hat sich nun ein Wollnashorn ausgebreitet.
Wollnashorn, das klingt irgendwie niedlich. Doch ihre Schulterhöhe betrug bis
zu zwei Metern. Vor 10.000 Jahren starben diese Nashörner aus, vermutlich
aufgrund der Erderwärmung. Weltweit sind nur zwölf Skelette erhalten, eines
davon liegt nun auf dem Bahnsteig der Station Jahnplatz. Hätte Martin Büchner
1978, als er es von einem Archälogen für die Museumssammlung geschenkt bekam,
nicht gestutzt, würde es vermutlich noch heute in einer hinteren Ecke des
Museumskellern herumliegen. Denn der Archäloge ging davon aus, dass es sich um
ein eiszeitliches Wisent handele. Davon allerdings gibt es ziemlich viele
Exemplare. Doch Büchner, obwohl eigentlich aus der Welt der Steine kommend,
stutzte, als er den Oberschenkelknochen sah. Und siehe da, es handelte sich
tatsächlich um ein Wollnashorn. Sein Alter wird auf 20.000 Jahre geschätzt,
gefunden wurde es bei Petershagen. Büchner versichert aber: Auch durch
Bielefeld sind vor 20.000 Jahren Wollnashörner gelaufen.
moBiel
und das Naturkundemuseum namu haben nun ein Zeitreise-Ticket entwickelt. Es
kostet 4,50 Euro, gilt als Tagesticket in allen Bussen und Stadtbahnen und zum
Besuch des namu. Mit dem Ticket lassen sich die Haltestellen zwischen
Adenauerplatz und Universität abfahren. Erhältlich ist es im namu und an der
mobiel-Ticketverkaufsstelle im Jahnplatztunnel. Verzichten müssen die
Zeitreisenden allerdings noch auf den Original-Bohrkern an der Haltestelle
Siegfriedplatz. Der Bohrkern muss schwingungsfrei aufgehängt werden, die Sache
ist kompliziert und zudem teuer. So sucht der Förderverein noch Spender.
Godehard Franzen, Vorsitzender des namu-Fördervereins, geht aber davon aus,
dass bis Ostern der urzeitliche Bohrkern steht beziehungsweise hängt.
Weitere
Informationen über das namu und den Förderverein: www.namu-ev.de