- Kinder sind Fans des namu
Von Manfred Horn
»namu«
ist programmatischer Begriff: »Natur, Mensch, Umwelt«. Seit 2003 heißt das
Naturkunde-Museum in Bielefeld so. Am vergangenen Donnerstag feierte es mit
einem Festakt im Gymnasium Am Waldhof sein 100-jähriges Bestehen.
1906
in der Kaselowsky-Villa gegründet, hat das Naturkunde-Museum eine wechselhafte
Geschichte hinter sich. Denn keineswegs hatte das Museum die ganze Zeit über
Ausstellungs-Räume. Die Kaselowsky-Villa dort, wo heute die Kunsthalle steht
etwa wurde nach dem zweiten Weltkrieg als Haus für eine pädagogische Akademie
bestimmt. Das Naturkunde-Museum schaute in die Röhre. Die Sammlung musste auf
Dachböden von Schulen und in leerstehenden Fabrikräumen untergebracht werden.
»Damals hat das Museum bestimmt die Hälfte seiner Sammlung verloren«, berichtet
Isolde Wrazidlo, die seit 1999 das Museum leitet.In den 1950er Jahren war das
Museum öffentlich nicht existent.
Erst
1964 beschloß der Rat, eine naturkundliche Abteilung im städtischen Museum
einzurichten. Ein Mitarbeiter wurde dafür auch eingestellt, es war der spätere
Museumsleiter Martin Büchner. So wurde die Sammlung wieder ausgepackt und in
einem Gebäude an der Stapenhorst-Straße erstmals nach dem Krieg wieder
ausgestellt. Doch das Haus Stapenhorst-Straße 1 wird 1977 abgerissen, es muss
dem Fortschritt namens Ostwestfalen-Damm weichen. Die Sammlung wird in der
Kreuzstraße 38 gelagert, Ausstellungsräume gibt es nicht mehr. Wieder beginnt
eine politische Debatte um die Zukunft des Museums, die sich bis in die Mitte
der 1980er Jahre hinzieht. Erst dann kann das Museum den Spiegel´schen Hof
beziehen, ein Gebäude aus dem 16. Jahrhuntert. Endlich kann das Museum wieder
dass tun, wozu es eigentlich da ist: Seine Exponate zeigen.
Das
Gebäude ist seitens der Stadt allerdings nur als Provisorium gedacht. Das
Naturkundemuseum bräuchte eigentlich mehr Platz. Die Rathaus-Politik stellt
Überlegungen an, das Museum in die »Neue Hechelei« im Ravensberger Park zu
verlegen, später soll es dann die »Alte Tischlerei« sein. Die Geschichte
entwickelte sich bekanntlich anders, sonst wäre heute nicht das Kino Lichtwerk
in der Alten Tischlerei untergekommen. Erst 2001 kehrt Ruhe ein: Das Museum
soll da bleiben, wo es ist. Nun beginnt eine Zeit, in der der Spiegel´sche Hof
fit gemacht werden muss für das Museum. Die Stadtwerke sagen eine Million Mark
zu, die Dauerausstellung im Erdgeschoss samt neuem Museumsshop wird in den
nächsten Monaten eröffnen.
Das
namu hat sich auch so in den vergangenen Jahren gemausert: 700 museumspädagogische
Veranstaltungen mit 16.000 Teilnehmern in 2005 sind viel. Mit den normalen
Ausstellungsbesuchern zusammen, suchten 2005 knapp 36.000 Menschen das Museum
auf.
Wird
die Dauerausstellung wiedereröffnet, ist die große geologische Sammlung wieder
zu bewundern. Im Kellergeschoss sind farbenprächtige Mineralien untergebracht.
Insgesamt 400.000 Objekte aus den Bereichen Biologie, Geologie, Mieralogie und
Archäologie sind im Haus untergebracht, nur ein kleiner Teil davon kann auch
gezeigt werden. Betreut wird die Sammlung von Ehrenamtlichen des
Naturwissenschaftlichen Vereins. Der hat in der 100-jährigen Geschichte des
namu immer eine herausragende Rolle gespielt: Er war Sammelstelle von
Fundstücken, politischer Fürsprecher für das Museum und leistete viel
ehrenamtliche Arbeit für das Museum.
Naturnahe Bildung im Sinne der Agenda 21
Mit
der Umbenennung vom Naturkunde-Museum zum namu vollzog das Haus einen
programmatischen Schritt. Von »handlungsorientierter Bildung für nachhaltige
Entwicklung ganz im Sinne der Agenda 21« sprach Isolde Wrazidlo bei ihrer
Festansprache. Der Mensch, die Ökologie und die Ökonomie sollen in den Haus
zusammenkommen. Die Interdisziplinarität zeigte sich in den vergangenen Jahren
auch schon in zahlreichen Sonderausstellungen, etwa zum Thema Papier. Erwähnt
werden dann nicht nur stoffliche Prozesse woraus entsteht eigentlich Papier
sondern auch, wie Papier hergestellt wird, zu welchem Preis es verkauft wird,
wer die Arbeit hat und wer Gewinne macht und wer das Papier verbraucht.
Die
jährlich 600 museumspädagogischen Angebote werden nicht alle im Haus
durchgeführt sondern auch im Garten der Naturfreundejugend, im Wald und auf der
Wiese. Die Museumspädagogen gehen auch in die Schulen und Kindergärten und
führen vor Ort ein- bis mehrtätige Projekte durch Museum Mobil nennt sich das
dann. Zu den Angeboten für Erwachsene gehören besondere Führungen, Diavorträge,
Beratungsstunden für Fossilien und Gesteinen sowie Zeichenkurse.
Irrsinn ist da
Am
26. November eröffnete im namu die Sonderausstellung Irrsinn. Die Ausstellung
ist ein kleiner Teil der Ausstellung Phänomenta, die viele ungewöhnliche
Erfahrungen ermöglicht und zum Erkunden naturwissenschaftlich-technischer
Phänomene einlädt. Die Ausstellung Irrsinn wurde in der Phänomenta in Flensburg
entwickelt. Wie entsteht aus einem Sinnesreiz ein Bild im Kopf? Auf vielfältige
Weise lässt sich dies bei der Ausstellung erfahren Fallstricke und
Täuschungen inklusive.
Öffnungszeiten
des Museums: Mi. - So. 10.00 - 17.00 Uhr., Mo. u. Di. geschlossen
Mehr
Informationen auf den Seiten des Fördervereins: www.namu-ev.de
Führungen
für Schulklassen und Kitas für die Ausstellung Irrsinn können Sie buchen unter:
0521/ 51 3762