Webwecker Bielefeld: Auflagen für Naziaufmarsch bestätigt (22.11.2006)

Auflagen für Naziaufmarsch bestätigt (22.11.2006)



Am gestrigen Dienstag lehnte das Verwaltungsgericht Minden einen Eilantrag von Rechtsextremen der Nationalen Offensive Schaumburg ab, mit dem diese sich gegen Auflagen für ihre geplante Demonstration am Samstag in Minden wehren wollten. Unter anderem hatte die Polizei den Anmelder des Aufmarschs der Neonazis gegen »Polizeiwillkür und Amtsmissbrauch« abgelehnt. Der sei, so bestätigt das Amtsgericht, »ein führendes Mitglied der rechten Szene Niedersachsens und der sog. ›Nationalen Offensive Schaumburg‹«.

Die Polizei sei voraussichtlich zu Recht von der Unzuverlässigkeit des Demo-Anmelders ausgegangen, entschied das Verwaltungsgericht. »Der 27jährige Antragsteller sei bereits mehrfach rechtskräftig verurteilt worden, u.a. wegen räuberischer Erpressung, gefährlicher Körperverletzung, Bedrohung, Betruges, Urkundenfälschung, Diebstahls und Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen«, erklärt das Gericht, warum es der Einschätzung der Polizei zustimmte. Zudem sei er nach einer Jugendstrafe von drei Jahren und zwei Monaten zuletzt »wegen einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit politischen Gegnern wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Bedrohung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren ohne Bewährung verurteilt worden«, stellte das Gericht klar, dass der Anmelder nicht wie vom Gesetzgeber gefordert zuverlässig ist. Das Gericht bestätigte zudem Auflagen bezüglich des Lautsprechereinsatzes durch die Rechtsextremen.

Für die »nationalen Sozialisten aus Schaumburg« hat nach eigenen Angaben »der Rechtskampf um Demonstrationsfreiheit« auch in Ostwestfalen begonnen, wie sie auf ihrer Internetseite kund tun. »Es ist zwar schon länger bekannt, dass in Bielefeld die Uhren etwas anders ticken, doch aus Fehlern sollte man schlau werden. Nicht so in der Heimatstadt eines Horst Wessel«, heißt es auf der Seite der Nationalen Offensive mit Verweis auf die SA-Ikone Wessel.

Die Nazis sind offensichtlich von ihrem Scheitern bei den drei Aufmarschversuchen in Bielefeld, Gütersloh und eben Minden im September etwas genervt. Sie teilen weiter mit: »Mit Sicherheit können wir sagen dass es eine Demonstration, wie wir sie am 16.9. gesehen haben und unter diesen Auflagen nicht geben wird«. Damals waren die Naziaufmärsche aufgrund massiver Proteste von der Polizei nach wenigen hundert Metern gestoppt worden. Aufgrund dieser Erfahrung – blödes Rumstehen an Brachflächen - »bitten wir auswärtige Kameraden auf jeden Fall die Infonr. zu kontaktieren«, schreiben die Nazis auf ihrer Homepage. »Andernfalls bitten wir euch von einer Teilnahme an der Veranstaltung abzusehen«, heißt es dort weiter.

Wie viele Nazis am Samstag durch Minden latschen werden, ist also unklar. Klar ist hingegen der Protest gegen sie, der wie schon im September von einem breiten Bündnis von Antifa bis Bürgermeister getragen wird. Die Demo gegen Rechts unter dem Motto »Bunt statt Braun« startet um 11:45 am Kleinen Domshof und soll dann zügig in Richtung Wesertor starten, um 12 Uhr wollen die Rechtsextremen sich am Bahnhof sammeln. Von dort aus wollen sie über die Weserbrücke ziehen und über Hermannstraße, Brühlstraße und Marienstraße zur dortigen  Polizeiwache marschieren. Das Bündnis gegen Nazis hat unter anderem dort, aber auch an der Synagoge in der Prinzenstraße, Mahnwachen angekündigt.