Die
erste Bielefelder Nachtauktion findet am Freitag, 1. Dezember, statt. Christian
Presch, stadtbekannter Alternativ-Auktionator, versteigert dann am Rande der
Stadt asiatische Artikel. Die Auktion beginnt um 20 Uhr, also nicht wirklich in
der Nacht. Parallel findet ein Sonderpostenverkauf statt. Verkauft werden darf
dank der neuen Ladenöffnungszeiten.
Denn
die Landesregierung hat die Ladenöffnungszeiten abgeschafft, zumindest
wochentags. Dies gilt seit Montag. »6 mal 24« heißt die neue Formel, will
heißen: wer will, kann von montags bis samstags sein Geschäft rund um die Uhr
öffnen, oder eben auch von 21 bis 3 Uhr, wenn ihm der Sinn danach ist.
Geschlossen bleiben die Läden an Sonntagen, allerdings mit zahlreichen
Ausnahmen. Vier verkaufsoffene Sonn- und Feiertage pro Jahr sind zulässig. Dies
war bisher auch schon so. Neu ist, dass die verkaufsoffenen Sonntage nicht mehr
durch ein Volksfest oder ähnliches begründet werden müssen.
Die
Befürworter sprechen von einem Ende des »Einkaufsstress«. Nach und nach ist der
Ladenschluss in den vergangenen Jahren aufgeweicht worden. Hauptargument war
immer die gesteigerte Kundenfreundlichkeit und mehr Umsatz. Doch gerade das
zweite Argument, mehr Öffnung gleich mehr Wachstum, stand nun eher im
Hintergrund. Denn selbst den Einzelhandelsverbänden ist klar: Die gleiche Menge
Geld kann nur einmal ausgegeben werden.
In
der schönen neuen Welt
Ein Kommentar von Manfred Horn
Nun,
nach jahrelangem zähen Kampf, haben sich die Lobbyisten und
Wirtschaftsliberalen durchgesetzt. Die Ladenöffnungszeiten sind gefallen. Nur
der Sonntag ist grundsätzlich noch shoppingfrei. Wir erinnern uns: Vor noch
nicht allzu langer Zeit war gesetzlich um 18.30 Uhr Feierabend, dann kam der
verkaufsverlängerte Donnerstag bis 20.30 Uhr, schließlich die Regelung einer
Öffnung Montag bis Sonntag von 6 bis 20 Uhr. Doch das Jammern hielt an: Da
wurde Einkaufsstress ausgemacht. Den Bürgern sollte gar in großen Worten ihre
Freiheit zurückgegeben werden.
Vor
allem Gewerkschaften protestierten, als es dem Sonntag an den Kragen gehen
sollte, machten auch die Kirchen mit. Genützt hat es nicht viel. Nun ist sie
also da, die schöne neue Einkaufswelt.
Doch
die Wirklichkeit wird viele bitter enttäuschen. Wunderlich, dass viele
Einzelhandelsverbände für das Fallen der Öffnungszeiten plädierten. Denn
profitieren werden nur einige große Geschäfte in größeren Städten. Die
Kaufkraft wird sich weiter auf Discounter in den Innenstädten und auf der
grünen Wiese konzentrieren, die kleinen Geschäfte werden noch weiter abgehängt.
Denn die können sich Öffnungszeiten bis Mitternacht oft überhaupt nicht
leisten. Selbst in kleineren Städten wie Lemgo wird wohl alles beim Alten
bleiben: Um 18.30 Uhr werden dort die Einkaufsbürgersteige hochgeklappt.
Diejenigen, die abends shoppen wollen, müssen dann schon nach Bielefeld fahren.
Dort wird es künftig an dem einen oder anderen Abend »Event-Shopping« geben,
als wenn die Welt sonst nichts zu bieten hätte. Unterm Strich wird sich
Kaufkraft verlagern, was ein beschleunigtes Sterben kleinerer Geschäfte vor
allem in der Fläche bedeutet.
Für
die Beschäftigten in der schönen, bunten Einkaufswelt bedeutet die Neuregelung
mehr Stress: Sie müssen künftig noch flexibler sein um die Warenströme auch mit
den Kunden in Verbindung zu bringen. Den Einzelhändlern, die jahrelang lauthals
nach dem Wegfall der Öffnungszeiten schrieen soviel Häme muss sein sei nun
viel Spaß gewünscht, wenn sie abends stundenlang in einem Laden ohne Kunden
herumschmorren, während andere draußen ihre Bratwurst grillen. Da kann man nur
sagen: Selber schuld.
Mehr Informationen zur Auktion am 1. Dezember:
www.presch-auktionen.de