Webwecker Bielefeld: Nur die Sterne waren wie gestern (15.11.2006)

Nur die Sterne waren wie gestern (15.11.2006)



Foto: Bildungswerk Stanislaw Hantz, Kassel

Von Manfred Horn

Vom 19. November bis 17. Dezember läuft in der Volkshochschule Bielefeld eine Ausstellung über Henryk Mandelbaum. Er war Häftling des Sonderkommandos in Auschwitz und musste im Krematorium arbeiten.

Heute lebt Henryk Mandelbaum, inzwischen 84-jährig, in Gliwice, zu deutschen Zeiten Gleiwitz. Er fährt bereits seit den 1970ern regelmäßig nach Auschwitz, um dort Führungen zu machen. Am 19. November kommt er nach Bielefeld, um die Ausstellung zu eröffnen.

Mandelbaum ist einer der wenigen Opfer und Zeugen von Auschwitz, die heute noch leben. Als Jude wurde er ins Auschwitz deportiert, nachdem ein Bekannter sein Versteck verraten hatte. Im Vernichtungslager wurde er wie alle anderen Häftlinge auch selektiert. Er wurde zur Zwangsarbeit im Krematorium herangezogen, musste die Leichen seiner Mithäftlinge zu den Öfen schleppen.

Bis heute hat Mandelbaum seine Geschichte nicht losgelassen. »Wenn man ihn in heute in Auschwitz sieht, hat man das Gefühl, er arbeitet das noch mal«, berichtet Raphaela Kula vom Vorbereitungskreis. An den ehemaligen Stätten der Vernichtung zeigt er Besuchern, was hier früher los war und setzt dabei seinen Körper ein, ganz als ob er Leichen noch mal von den Gaskammern zu den Krematoriumen zerren würde. Sie lernte Mandelbaum bei einer Reise nach Auschwitz vor sechs Jahren kennen, und war schwer beeindruckt.

Es scheint, als habe sich Mandelbaum Auschwitz angeeignet, um das Schreckliche bewältigen zu können. Wie selbstverständlich fährt er mit seinem Auto über das Gelände, führt die Besucher und klettert zwischen Resten der Gebäude umher. Ein Terrain, das ihn nicht mehr los lässt. 48 Fotografien sind 2000 und 2001 auf dem Gelände des Lagers entstanden und sind nun als Ausstellung zu sehen. Ergänzt werden die Fotos von Dokumenten, die Mandelbaum auch in den Zeiten vor und nach Auschwitz zeigen. Konzeptioniert wurde die Ausstellung vom Bildungswerk Stanislaw Hantz in Kassel.

Die lokalen Veranstalter, ein breites Bündnis von Arbeit und Leben, Volkshochschule, Verein zur Aufarbeitung der Verbrechen der deutschen Wehrmacht und anderen haben zu der Ausstellung ein umfangreiches Rahmenprogramm erstellt. Es umfasst Filme und Vorträge. Schulklassen und weitere Gruppen können sich für Führungen durch die Ausstellung anmelden. Das Programm zur Ausstellung wird der WebWecker vor der Eröffnung am 19. November veröffentlichen.


Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, 19. November, um 11 Uhr in der Volkshochschule statt. Anmeldungen für Führungen durch die Ausstellung über die VHS Bielefeld, Konrad Rodehutskors, fon 0521. 51 34 90. Am 16. November, 16 Uhr besteht die Möglichkeit eines Previews für LehrerInnen, Kontakt ebenfalls über Konrad Rodehutskors. Weitere Informationen und Programm auf den Seiten der VHS: http://www.vhs-bielefeld.de

Hier können Sie sich das Rahmenprogramm auch direkt als PDF herunterladen