Von Manfred Horn
Vom 19. November bis 17. Dezember läuft in der
Volkshochschule Bielefeld eine Ausstellung über Henryk Mandelbaum. Er war
Häftling des Sonderkommandos in Auschwitz und musste im Krematorium arbeiten.
Heute lebt Henryk Mandelbaum, inzwischen 84-jährig, in
Gliwice, zu deutschen Zeiten Gleiwitz. Er fährt bereits seit den 1970ern
regelmäßig nach Auschwitz, um dort Führungen zu machen. Am 19. November kommt
er nach Bielefeld, um die Ausstellung zu eröffnen.
Mandelbaum ist einer der wenigen Opfer und Zeugen von
Auschwitz, die heute noch leben. Als Jude wurde er ins Auschwitz deportiert,
nachdem ein Bekannter sein Versteck verraten hatte. Im Vernichtungslager wurde er wie
alle anderen Häftlinge auch selektiert. Er wurde zur Zwangsarbeit im
Krematorium herangezogen, musste die Leichen seiner Mithäftlinge zu den Öfen
schleppen.
Bis heute hat Mandelbaum seine Geschichte nicht losgelassen.
»Wenn man ihn in heute in Auschwitz sieht, hat man das Gefühl, er arbeitet das
noch mal«, berichtet Raphaela Kula vom Vorbereitungskreis. An den ehemaligen
Stätten der Vernichtung zeigt er Besuchern, was hier früher los war und setzt
dabei seinen Körper ein, ganz als ob er Leichen noch mal von den Gaskammern zu den Krematoriumen zerren würde. Sie
lernte Mandelbaum bei einer Reise nach Auschwitz vor sechs Jahren kennen, und
war schwer beeindruckt.
Es scheint, als habe sich Mandelbaum Auschwitz angeeignet,
um das Schreckliche bewältigen zu können. Wie selbstverständlich fährt er mit
seinem Auto über das Gelände, führt die Besucher und klettert zwischen Resten
der Gebäude umher. Ein Terrain, das ihn nicht mehr los lässt. 48 Fotografien
sind 2000 und 2001 auf dem Gelände des Lagers entstanden und sind nun als
Ausstellung zu sehen. Ergänzt werden die Fotos von Dokumenten, die Mandelbaum
auch in den Zeiten vor und nach Auschwitz zeigen. Konzeptioniert wurde die
Ausstellung vom Bildungswerk Stanislaw Hantz in Kassel.
Die lokalen Veranstalter, ein breites Bündnis von Arbeit und
Leben, Volkshochschule, Verein zur Aufarbeitung der Verbrechen der deutschen
Wehrmacht und anderen haben zu der Ausstellung ein umfangreiches Rahmenprogramm
erstellt. Es umfasst Filme und Vorträge. Schulklassen und weitere Gruppen können sich für Führungen
durch die Ausstellung anmelden. Das Programm zur Ausstellung wird der WebWecker
vor der Eröffnung am 19. November veröffentlichen.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, 19. November, um 11 Uhr in der Volkshochschule statt. Anmeldungen für Führungen durch die Ausstellung über die VHS Bielefeld,
Konrad Rodehutskors, fon 0521. 51 34 90. Am 16. November, 16 Uhr besteht die
Möglichkeit eines Previews für LehrerInnen, Kontakt ebenfalls über Konrad
Rodehutskors. Weitere Informationen und Programm auf den Seiten der VHS:
http://www.vhs-bielefeld.de
Hier können Sie sich das Rahmenprogramm auch direkt als PDF herunterladen