»Gravierende Auswirkungen« (25.10.2006)
»Dass die SPD-Spitze das Anwachsen der so genannten Unterschicht
in Deutschland beklagt, ist eigentlich schon wieder ein Skandal im Skandal«,
sagt Inge Höger, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei aus Herford. Schließlich
habe es nicht an Warnungen gemangelt vor den Auswüchsen und Folgen der Agenda
2010. Sowohl Rot-Grün als auch die Große Koalition hätten sehenden Auges die
Weichen für eine Verelendung eines Teiles der Bevölkerung gestellt und sie »ziehen
diese Weichenstellung unvermindert weiter durch«. »Wenn heute bereits acht
Prozent der Bevölkerung laut Gutachten der Friedrich-Ebert-Stiftung arm und
ausgegrenzt sind, wird dies gravierende Auswirkungen auf unsere Gesellschaft
nach sich ziehen«, erklärt Höger weiter.
Das Konzept von »Fordern und Fördern« sei, allen
Lippenbekenntnissen von SPD und CDU zum Trotz, offensichtlich nie gewollt. Die
Betroffenen würden in keiner Weise mehr gefördert sondern sind überflüssig und
werden ausgegrenzt. Tausende junger Menschen gelangen gar nicht mehr ins Erwerbsleben, müssten Kürzungen beim ALG-II
hinnehmen und würden zwangsweise in der elterlichen Wohnung eingesperrt. Ältere
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer würden ab dem 50. Lebensjahr bewusst in die
Arbeitslosigkeit, Hartz-IV und Altersarmut abgedrängt. Und den 25- bis
50jährigen im Berufleben werden über Steuern und Abgaben die Daumenschrauben
angelegt. Ein solches Konzept müsse scheitern, sagt Höger.
Höger findet den Begriff »Unterschicht« diskriminierend, sie
spricht von einer »Gruppierung sozial Benachteiligter«. Düster sehe die Zukunft
aus. »Die Folgen sind gerade erst zu erahnen«. Die Abwendung vieler Menschen
nicht nur von bestimmten Parteien, sondern auch vom Parteiensystem insgesamt,
sei derzeit bereits deutlich wahrzunehmen. Bei fortschreitender gesellschaftlicher
Entkopplung und verstetigter Perspektivlosigkeit sei der Radikalisierung Tür
und Tor geöffnet.