Mit Hilfe der
psychologischen Weltanschauung bewerkstelligt der moderne Mensch die
Selbstmanipulation des schwierigen Willens zum Glück in einer Gesellschaft, die
für die große Mehrheit die wenig lohnende Lebensperspektive der abhängigen
Arbeit vorsieht. Die Kunst der Glücksfindung besteht darin, seine Erwartungen
an die Welt an deren harte Realitäten anzupassen, ihre Anforderungen als
Bewährungsprobe zu betrachten und in der Erfüllung der gesellschaftlichen
Pflichten seine Selbstverwirklichung zu suchen. Wer von der Gesellschaft den
Wert der eigenen Person bestätigt erhalten will, ist vom grundsätzlichen
Verständnis für die Zumutungen erfüllt, die der demokratische Kapitalismus ihm
auferlegt. Die Wissenschaft der Psychologie liefert für dieses selbstbewusste
Unterwerfungsbedürfnis die passende Theorie. Danach ist das Handeln des
Menschen keinesfalls das einfache Resultat seiner Absichten und Beschlüsse.
Vielmehr ist er determiniert durch innere und äußere Bedingungen: Triebe,
Reiz-Reaktions-Mechanismen, Dispositionen, Verhaltensmuster, Umwelteinflüsse
etc.
Mit dieser
Bestimmung des Willens als abhängiger Variable erteilt die Psychologie zugleich
einen umfassenden Steuerungsauftrag. Eben noch als Spielball psychischer
Impulse definiert, soll derselbe Mensch nunmehr als Konfliktmanager der
widersprüchlichen Anforderungen fungieren, welche seine innere Motivationslage
und die äußere Welt an ihn richten. Er soll im Kampf mit sich selbst ein
seelisches Gleichgewicht herstellen, ein Programm, das seit Freud unter dem
Namen einer gelungenen Ich-Bildung bekannt ist.
Der Autor:
Albert Krölls, Dr. jur., Diplom-Sozialwissenschaftler, Professor für
Recht und Verwaltung an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit
Hamburg. Zahlreiche Veröffentlichungen insbesondere auf den Gebieten
Verfassungsrecht, Privatisierungspolitik, Ökonomisierung der Sozialen Arbeit.
Hauptwerk: Grundgesetz und kapitalistische Marktwirtschaft 1994, zuletzt:
Freiheit, Gleichheit, Eigentum, Sozialstaat So gut wie ihr Ruf? Neuauflage
2006.
Albert
Krölls: »Kritik der Psychologie. Das moderne Opium des Volkes«, 12.80
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