Atommüll strahlt viel kürzer (09.08.2006)
Karl-Ulrich Kettner ist beteiligt: Die Halbwertzeit soll mittels Einschluß und extremer Kühlung sinken
Den News des Londoner Institute of Physics und der August-Ausgabe
der Physics World ist zu entnehmen, dass Forscher der Ruhruniversität
Bochum offenbar ein Verfahren gefunden haben, mit dem sich die
Langlebigkeit radioaktiver Substanzen aus Kernreaktorabfällen
verringern lassen soll. Eingebunden in das Team ist Professor
Karl-Ulrich Kettner, der als Prorektor für Forschung und Entwicklung
der Fachhochschule Bielefeld am Fachbereich Maschinenbau die
Lehrgebiete Experimentelle Physik, Informationstechnologie und
Projektmanagement vertritt.
Wie den Informationen weiter zu entnehmen ist, könnte die
Halbwertszeit von Alpha-Strahlern, die während des Kernzerfalls
Heliumkerne emittieren, dadurch verkürzt werden, in dem diese in Metall
eingeschlossen und anschließend auf wenige Kelvin heruntergekühlt
werden. Claus Rolfs, Leiter der Gruppe an der Ruhr-Universität Bochum,
erklärt dazu: »Die Methode, die wir vorschlagen, bedeutet, dass der
nukleare Abfall in der Generation abgebaut werden könnte, die ihn
erzeugt«. Dies wäre allerdings eine Sensation: Bis heute wird heftig um
Endlager für Atommüll gestritten. Denn nach den bisherigen Berechnungen
strahlt der radioaktive Müll noch sehr lange. Eine Endlagerung müsste
einen geologisch sicheren Einschluss des Materials über mehrere 100.000
Jahre garantieren, was praktisch unmöglich ist.
In weiteren Experimenten beobachtete die Forscher-Gruppe eine
verkürzte Halbwertszeit für das radioaktive Metall Polonium-210.
Derzeit untersuchen sie, ob dieser Effekt auch bei Radium-226 auftritt,
einem typischen Bestandteil von Reaktormüll mit einer Halbwertzeit von
1.600 Jahren. Nach Berechnungen der Forschergruppe könnte sich diese
Spanne auf höchstens 100 Jahre reduzieren. »Wir müssten den
radioaktiven Müll dann nicht unterirdisch lagern«, sagt Rolfs nach
einem Bericht des Internetmagazins Heise online.
Das Verfahren, dass die Wissenschaftlergruppe nun entdeckt hat, ist
allerdings umstritten. Die Untersuchungen widersprächen der
herkömmlichen Festkörperphysik. Zudem sei die dauerhafte Kühlung auf
wenige Kelvin, also in ein Bereich von unter 200 Grad Celsius, kaum
praktikabel.
Mehr Informationen: http://www.heise.de/newsticker/meldung/76255