Bauhaus in Bielefeld (28.06.2006)
Light Prop for an Eletric Stage von Moholy-Nagy. Das Original entstand 1928-30, der Nachbau 1970. Bild: Sammlung Van Abbemuesum, Eindhoven, VG Bild-Kunst
Am 25. Juni eröffnete in der Kunsthalle die Ausstellung »Vom Bauhaus zur Neuen Welt. Josef Albers und László Moholy-Nagy«. Sie zeigt zwei herausragende Experimentatoren des 20. Jahrhunderts, die sich der Gestaltungsfrage für die moderne Gesellschaft widmeten. Beide Künstler arbeiteten von 1923 bis 1928 parallel als Lehrer am Bauhaus in Weimar und Dessau. Und beide gründeten anschließend wegweisende Schulen. Als Leiter des »Vorkurses« hatten sie maßgeblichen Anteil an der Umsetzung des von Walter Gropius formulierten Programms, Kunst und Handwerk in einem »Einheitskunstwerk« zu verbinden.
Die große, mehr als zweihundert Werke umfassende Ausstellung präsentiert erstmalig den Dialog beider Künstler und Lehrer sowohl in Deutschland als auch in den USA. Das Projekt findet in Kooperation mit der Tate Modern in London statt, wo die Ausstellung vom 9. März bis zum 4. Juni gezeigt wurde. Nach ihrer Station in der Kunsthalle Bielefeld wird die Schau abschließend im Whitney Museum of American Art in New York präsentiert.
Die Ausstellung untersucht in einer chronologischen Abfolge von Gemälden, Skulpturen, Installationen und Fotografien die gesamte Entwurfsarbeit beider Künstler von 1922 bis 1946, dem Todesjahr von Moholy-Nagy. Moholy-Nagy vertrat als Nachfolger von Johannes Itten vor allem das neu formulierte Ziel der Verbindung von Kunst und Technik. Moholy wird auch als Prototyp des Künstler-Ingenieurs bezeichnet, dessen Werk vom russischen Konstruktivismus beeinflusst war und eine utopische Dimension erreichen sollte. Charakteristisch für Moholy ist das Interesse an angewandtem Grafikdesign und die selbstverständliche Kombination neuartiger Materialien wie Acrylglas und Aluminium.
Albers, der 1976 verstarb, leitete die Glaswerkstatt des Bauhauses und schuf neben typografischen Arbeiten und Möbelentwürfen klare Kompositionen, die ihn später in die Nähe eines geometrischen Surrealismus führten. Als Lehrer sahen beide Künstler ihre Aufgabe darin, das kreative Potenzial der Studenten nutzbar zu machen, ihre Wahrnehmung zu schärfen und die Schüler für den Umgang mit den künstlerischen Materialien zu sensibilisieren. Albers emigrierte als erster Bauhaus-Meister 1933 in die USA und bildete am neu gegründeten Black Mountain College in den 1940er und 50er Jahren wegweisende Künstler wie Robert Rauschenberg, John Cage, Jasper Johns und Merce Cunningham aus. Moholy wurde nach Aufenthalten in Amsterdam und London auf Empfehlung von Walter Gropius 1937 Gründungsdirektor des »New Bauhaus« in Chicago, aus dem 1939 die »School of Design« und 1944 das »Institute of Design« hervorgingen.
In einer »Sommerakademie« werden vom 12. Juli bis 23. August Mitarbeiter der Fachhochschule für Gestaltung in die Welt des Bauhauses einführen. Die Akademie findet jeweils mittwochs von 19 bis 21 Uhr statt. Zum Auftakt am 12. Juli spricht Martin Deppner zu dem Thema: »Ist Robert Rauschenberg ein Bauhäusler«.
Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 1. Oktober in der Kunsthalle Bielefeld. Führungen jeweils sonntags um 11.30 Uhr und 15.30 Uhr. Zur Ausstellung wird der von der Tate Modern herausgegebene Katalog (190 Seiten, mit Farbabbildungen aller Werke), ergänzt durch ein Begleitheft mit den deutschen Übersetzungen aller Texte, zum Preis von 28 Euro verkauft. Weitere Informationen: http://www.kunsthalle-bielefeld.de