Tour d Antifa gestartet (23.08.2006)
Am vergangenen Samstag startete in Ostwestfalen eine Tour der
besonderen Art, Zielleinlauf der »Tour d Antifa« soll am 16. September
sein. Für den Tag mobilisieren Neonazis aus Schaumburg, Hamm und
Gütersloh zu einem »Großkampftag in Ostwestfalen«. Im Vorfeld haben
antifaschistische Initiativen angekündigt, nicht nur auf diese
Provokation reagieren zu wollen. Vielmehr möchten sie »wieder verstärkt
anfangen selber zu agieren«, wie es in einer Pressemitteilung heißt.
Die antifaschistische Arbeit dürfe sich nicht auf die Mobilisierung zu
solchen Veranstaltungen, gemeint sind die Nazi-Demos gegen »Sozialabbau
und Rentenklau für Nationalen Sozialismus«, beschränken, vielmehr
müssten permanent Strukturen und Denkmuster angegriffen werden, die
sich auf sexistische, rassistische und antisemitische Einstellungen
beziehen.
Die Organisatoren der Tour kündigen an, Menschen über das »Handeln
der Nazis und über deren konkrete Strukturen und Personen aufzuklären«.
Das erste Ziel der Kampagne war am Samstag Leopoldshöhe. Dort wohnt
Bernd Stehmann, eine der zentralen Figuren der extremen Rechten in der
Region. Er war Funktionär der inzwischen verbotenen FAP und
Chefredakteur der rechtsextremen Postille »Unsere Heimat«. Nach Angaben
der Antifa war er zudem 1989 am Überfall auf Jugendliche am Kesselbrink
beteiligt, bei der ein junger Mann lebensgefährlich und andere schwer
verletzt wurden. Zuletzt erregte Stehmann Aufmerksamkeit, weil er die
Gaststätte »Postmeister« zu einem Treff für Neonazis machte.
Nachdem die Kneipe nach Protesten geschlossen wurde, zog sich
Stehmann vorübergehend aus der ersten Reihe der Rechtsextremen zurück.
Nach Antifa-Recherchen nahm er allerdings unter anderem bei der
Nazi-Demonstration Ende Juli in Bad Nenndorf teil. Ein Foto zeigt ihn
dort mit einem T-Shirt, das eine Huldigung an den Polizistenmörder Kay
Diesner darstellt.
Bei der Demonstration am Samstag verteilten die Antifaschistinnen
und Antifaschisten die Nachbarn Stehmanns über dessen Hintergrund.
»Dadurch wollen wir die Nazis in ihrer Ruhe stören, die sie leider viel
zu oft haben und sie aus ihrer oftmals vorhandenen Anonymität ziehen«,
begründen sie die Aktion. Da die nicht angemeldet war, dürfte sie ein
juristisches Nachspiel haben.