Viele Nachteile, keine Vorteile (16.02.2005)
Ab dem kommenden Jahr soll die Detmolder Straße umgebaut werden. Streit gibt es seit über zehn Jahren nicht über das ob, sondern über das wie. Denn die Straße wird so oder so aufgerissen, weil eine neue Kanalisation ansteht. Der Bürgerinitiative Sicherere Detmolder Straße passen die Umbaupläne der Verwaltung aber nicht. Sie würden die Priorität auf den Autoverkehr setzen, letztlich aber keinem der Verkehrsteilnehmer Vorteile bringen.
Die Initiative gründete sich 1993, als der achtjährige Mesut Celik beim Überqueren der Detmolder Straße getötet wurde. Immer wieder werden vor allem Fußgänger an der stark frequentierten Straße verletzt oder gar getötet. Zur Zeit ist die Detmolder Straße vierspurig, wobei die mittleren Streifen auch für den Stadtbahnverkehr dienen. Nach den Plänen der Verwaltung, die von der politischen Mehrheit im Rat getragen werden, soll sie künftig ebenfalls vierspurig sein, allerdings mit einem festen Mittelstreifen und einer eigenen Trasse für die Stadtbahn. Damit hätte der Autoverkehr mehr Platz. Fahrradfahrer und Fußgänger würden weiter zurückgedrängt. Ende November 2004 wurden die Pläne erörtert. Dabei hatten auch die Kritiker die Gelegenheit, ihre Vorstellungen vorzubringen. Geändert hat sich aber nichts. »Keine neuen Erkenntnisse«, resümierte das Baudezernat anschließend: »Neue in die Abwägung durch die Verwaltung einbezogene Einwände wurden nicht vorgetragen«. Es ergebe sich keine Notwendigkeit, die Planunterlagen zu verändern oder zusätzliche Unterlagen zu erstellen. Einen kleinen Seitenhieb auf die Bürgerinitiative gab es auch noch: »Trotz der Vielzahl von Einwendern und des Termins am Samstag waren in der Regel nur etwa 20 bis 40 Einwender anwesend«.
Nun wird das Regierungspräsidum in Detmold eine Stellungnahme abgeben, entscheiden wird das Straßenbauministerium in Düsseldorf. Stimmt dieses dem Plan der Verwaltung zu, bliebe der Bürgerinitiative noch der Klageweg.
Für Freitag, 18. Februar, ruft die Bürgerinitiative zu einer Fahrraddemonstration auf. Gefordert werden Radwege auf der Detmolder Straße. Treffpunkt ist um 17 Uhr vor dem Landgericht.
Im WebWecker-Interview äußert sich Martin Schmelz, Sprecher der Bürgerinitiative, über die Knackpunkte der Planungen. Der 54-jährige Ingenieur lebt seit 1979 an der Teutoburger Straße nahe der Detmolder Straße.
Martin Schmelz sieht die Gesundheit der AnwohnerInnen gefährdet: Schon heute gibt es dort mehr Feinstaub als die EU erlaubt.
Interview Manfred Horn
WebWecker: Welche Möglichkeiten gibt es jetzt, nach dem Erörterungstermin, überhaupt noch, etwas an den Plänen zum Umbau der Detmolder Straße zu ändern?
Martin Schmelz: Das Erörterungsverfahren sollte eigentlich dazu dienen, einen Kompromiss zwischen den politischen Absichten und den 1.100 Einwendern zu finden. Wir sind davon ausgegangen, dass die Parteien das Erörterungsverfahren auswerten und dann noch einmal ihre Entscheidung abwägen. Das ist nicht passiert, zumindest bei der SPD nicht. Die verlässt sich weiter auf die Aussagen der Verwaltung, ohne selbst die Argumente der Einwender zu überprüfen. Dabei ist es Aufgabe der Politik, die Verwaltung zu kontrollieren.