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»Zeitgemäß beraten« (14.07.2004)
Machen Beratung per Bildschirm: Karen Stockmeier, Ellen Solari und Cornelia Neumann
Am Anfang war sie noch skeptisch, doch inzwischen ist sie überzeugt von der Qualität von Online-Beratung: Ellen Solari, Beraterin des Bielefelder Mädchenhauses verwendet seit April einen Teil ihrer Arbeitszeit, um per Internet mit Mädchen in Kontakt zu treten. Zusammen mit drei Kolleginnen des Mädchenhauses und der psychologischen Frauenberatung arbeitet sie im neuen Online-Beratungsprojekt, welches vom Paritätischen Wohlfahrtsverband initiiert wurde.
Von Manfred Horn
»Es ist online einfacher, Mädchen zum Sprechen zu bringen«, ist sich Solari sicher. Die Hemmschwelle ist niedriger. Sie weiß von Mädchen, die am liebsten nicht angeguckt werden wollen. Für sie wäre es ein Riesenschritt, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Online hingegen bleiben die Mädchen anonym, sie brauchen sich für nichts schämen. Mädchen können mit der Beratungssituation auch gelassener umgehen: »Sie können erst mal gucken, wie die andere Seite reagiert«. Die Mädchen haben die Kontrolle, sie können die Beratung unkompliziert abbrechen, indem sie keine weiteren Mails mehr schreiben. Gerade wichtig für Mädchen, die Angst haben, sich negative Fantasien machen, was eine Beraterin wohl alles mit ihnen anstellt. Und Solari hat festgestellt, das Online-Beratung ein schnelles Medium ist: »Es geht gleich problemorientiert los«.
Dem stimmt Cornelia Neumann zu. Sie berät ebenfalls online für den Bielefelder Verein Psychologische Frauenberatung. »Gerade Frauen mit Gewalterfahrungen wissen es zu schätzen, dass sie den Dialog abbrechen können«. Umgekehrt stellen viele Frauen, die sich nicht zu einer Gesicht-zu-Gesicht Beratung trauen fest: »Endlich hört mir jemand zu«.
Das Mädchenhaus spricht mit der neuen Beratung Mädchen und Frauen bis 27 Jahre an, die psychologische Frauenberatung erwachsene Frauen. Jeweils zwei Mitarbeiterinnen je Verein sind im Rahmen eines Modellprojekts des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes speziell für die Online-Beratung geschult worden, gemeinsam mit zwölf weiteren Beratungsstellen in NRW. Die Förderung läuft ein Jahr, also noch bis April 2005. Danach muss der Bereich neu finanziert werden.
Neben Online-Beratung, im Prinzip zeitverzögerte Kommunikation über eine spezielle Internetseite, bieten beide Vereine auch ein virtuelles Sprechzimmer an. Zweimal in der Woche sitzt Ellen Solari vor ihrem Computer, um dann mit einem Mädchen zu einem vorher vereinbarten Termin zu chaten, sich in Sekundenschnelle auszutauschen, Tipps zu geben.
»Zeitgemäß beraten« (Teil 2)
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