Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Bielefeld hat jegliche Zusammenarbeit mit dem AStA der Uni Köln bis auf weiteres eingestellt. Im November war nämlich bekannt geworden, dass ein Mitarbeiter des Kölner AStAs Kontakte zur Neonaziszene in der Region hatte. Der ist zwar inzwischen aus dem AStA ausgeschieden, die Bielefelder Studierendenvertreter empört aber das Verhalten ihrer Kölner Kollegen in der Affäre.Von Mario A. SarclettiThomas Hartenfels, bis vor kurzem Mitarbeiter im AStA-Referat für Öffentlichkeitsarbeit, ist politisch engagiert. Er war CDU-Ratsherr in Rösrath, war Vorsitzender der dortigen Jungen Union sowie Mitglied des Rings Christlich Demokratischer Studenten. An seiner demokratischen Einstellung gibt es aber Zweifel. Schließlich erschien ein Foto im Kölner Stadtanzeiger von einer rechtsextremen Kundgebung aus dem Jahr 1999, das ihn auf Arm in Arm mit Axel Reitz zeigt, einem der Protagonisten der harten Neonaziszene in Rheinland und Ruhrgebiet. Unter anderem ist Reitz ein führendes Mitglied im Kampfbund Deutscher Sozialisten. Er glaubt, dass der »Herrgott uns Adolf Hitler gesandt hat«. Der Mord an einem Dortmunder Punk wurde auf einem Plakat, für das Reitz presserechtlich verantwortlich zeichnete, so kommentiert: »Wer der Bewegung im Weg steht, muss mit den Konsequenzen leben«.
Wie die Alternative Liste an der Uni Köln herausfand, war die Kundgebung, auf der das Foto entstand, nur eine von mehreren Neonaziveranstaltungen, bei denen Hartenfels dabei war. So war er auf einer Veranstaltung präsent, an der nur ein gutes Dutzend Neonazis teilgenommen hat, was nicht gerade für einen Mitläufer spricht. In der CDU war Hartenfels wegen seiner Unterschrift unter den Solidaritätsaufruf für Martin Hohmann aufgefallen, der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bosbach forderte ihn damals auf, seine Unterschrift zurückzuziehen.
Zudem schrieb Hartenfels für die extrem rechte Wochenzeitung »Junge Freiheit«. Unter anderem berichtete er dort im Jahr 2000 über eine Buchvorstellung von Horst Mahler und Franz Schönhuber. Der Auftritt der beiden so Hartenfels - »schillernden Veteranen« bei der Präsentation von »Schluß mit deutschem Selbsthaß« beeindruckte den Kölner Studenten offensichtlich: »Ambiente und Auftreten der beiden dunkelgekleideten Herren künden bereits von besseren Zeiten, in denen sie sich endlich auf staatsmännischem Parkett, statt in verrauchten Hinterzimmern bewegen können«.
Inzwischen hat Thomas Hartenfels alle Ämter niedergelegt, obwohl seine Naziaktivitäten für ihn bloß »Jugendsünden« sind. Die Affäre sorgt dennoch nach wie vor für Diskussionen, nicht nur in Köln. Denn der Allgemeine Studierendenausschuss der Uni Köln, getragen von RCDS, Fachschaftslisten und Unabhängigen, erklärte zwar in einer Pressemitteilung, die Kontakte von Hartenfels nach Rechtsaußen seien nicht tragbar. Gleichzeitig kritisierten die Studierendenvertreter aber auch die oppositionelle Alternative Liste, die die rechtsextremen Kontakte öffentlich gemacht hatte. Die Liste, die Flugblätter und Plakate mit einem Foto von Hartenfels in der Uni lanciert habe, habe eine »Hexenjagd veranstaltet«.
»Vorwurf ist Offenbarungseid« Der AStA der Uni Bielefeld will deshalb wie auch einige andere Studierendenvertretungen - vorerst mit den Kölner Kollegen nichts mehr zu tun haben. »Dass die Information der universitären und gesellschaftlichen Öffentlichkeit durch die Alternative Liste seitens des Kölner AStA als »Hetzkampagne« bezeichnet wird, ist ein politischer Offenbarungseid, der einer Parteinahme gleichkommt«, heißt es in einer Stellungnahme des Bielefelder AStA. »Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen«, stellen die Bielefelder Studierendenvertreter klar. »Rechtes Gedankengut, Nationalismus und Rassismus haben keinen Platz an einer Universität«, formuliert der Bielefelder Studierendenvertreter.