Die Burschenschaft Normannia-Nibelungen machte bisher vor allem durch Vorträge von Angehörigen der rechten Szene wie dem aus der Bundeswehr entlassenen General Reinhard Günzel oder einem Vertreter der Preußischen Treuhand von sich reden. Am 4. Februar will sich die Studentenverbindung einer neuen Zielgruppe zuwenden und veranstaltet eine »Gothic-Party«.Von Mario A. Sarcletti»Bunt war gestern!« kündigt die Burschenschaft Normannia-Nibelungen auf der Internetseite für ihre »Funeral Moon Party« an. Dunkle Töne aus den Musikrichtungen Gothic, Darkwave und Industrial sollen an dem Abend »auf dem Haus«, wie es bei den Burschen heißt, erschallen. Unter anderem wird die Partybesucher eine Band namens Camerata Mediolanense »auf der Tanzfläche erwarten«, verspricht die Internetseite.
Die Band, die vor einigen Jahren dem Magazin der inzwischen verbotenen Vereinigung Blood & Honor ein Interview gab und dessen rechtsextreme Leser ausdrücklich zu ihren Konzerten einlud, dürfte nicht die einzige Band mit braunen Zwischentönen sein, die an dem Abend gespielt wird. Das legt die Auswahl der Kapellen nahe, die der angekündigte DJ Marcel P. bei den »Black Angel Gatherings« in Köln zum Besten gibt.
Jan Raabe, einer der Autoren des Buches »Ästhetische Mobilmachung« über das Verhältnis der »schwarzen Szene« zu rechtsextremem Gedankengut hat die Playlists auf der Internetseite des DJs unter die Lupe genommen: » Ich denke, dass man hier das gesammelte Spektrum von Rechten, die es in der Szene eben auch gibt, antrifft«, hat er herausgefunden. Einerseits seien Bands darunter, die zwar nicht eindeutig rechtsextrem seien, aber doch gerne mit Runen und Rückwärtsgewandtheit spielten. »Aber das geht dann auch zu Bands, deren Verherrlichung des Heidentums bis zur Verehrung nationalsozialistisch arischen Heidentums geht, wie Waldteufel oder Blood Axis«, erklärt Raabe.
Diese Bands mischen schon mal Reden Adolf Hitlers in ihre Songs und spielen mit faschistischen Symbolen. So ziert die »Schwarze Sonne« aus der SS-Kultstätte Wewelsburg das Cover einer CD der Band Allerseelen, ein Musiker namens von Thronstahl inszeniert Reichsarbeitsdienst-Performances. Dennoch sagt Jan Raabe: »Man kann mit Sicherheit nicht sagen, dass die Darkwave- und Gothic-Szene per se einen Hang nach rechts hat«. Allerdings sei sie rückwärtsgewandt und verkläre die Vergangenheit.
Auch Fabian Beyer (Name geändert), beim Campusradio Hertz 87,9 für die Musikrichtung zuständig, verwahrt sich dagegen, dass Gothic-Fans rechts seien. »Eigentlich ist für solche Leute kein Platz in der Szene«, findet er. Er verweist darauf, dass es auch explizit Widerstand dagegen gibt, dass Rechte die Szene zu unterwandern versuchen. Szenegrößen wie Goethes Erben, Das Ich oder Subway to Sally hätten sich explizit gegen Rechts geäußert. Die Band Umbra et Imago hat den Rechten einen Song gewidmet: »Teutonen dieser Welt, ihr könnt am Arsch mich lecken«, heißt es da. In einigen Städten gibt es zudem die Initiative »Grufties gegen Rechts«. »Ich hab schon überlegt mit ein paar von denen bei der Party vorbeizuschauen«, beschreibt er seine erste Reaktion, als er die Partyeinladung der Burschenschaft in der Uni-Mensa sah.
Dort hat er aber auch erlebt, wie sich Angehörige der schwarzen Szene über die Party unterhielten. »Ich seh die Gefahr, dass die Leute gar nicht wissen, was das für ein Verein ist«, warnt Beyer. »Und da jetzt der Falkendom erstmal dicht ist, fehlen der Szene ja auch Veranstaltungsorte«, befürchtet er, dass die Burschenschaft in eine Marktlücke stößt.