Webwecker Bielefeld: girlsday2004

Girls gehen ab (21.04.2004)







Von Manfred Horn

Benachteiligung von Frauen? Da war doch mal was, vor 30 Jahren. Nein, Frauenbenachteiligung ist ganz aktuell. Auch wenn kaum noch darüber gesprochen wird: Frauen verdienen im Schnitt immer noch weniger als ihre männlichen Kollegen und Frauen haben ein wesentlich eingegrenzteres Feld zur Verfügung, wenn es darum geht, einen Beruf zu wählen oder einen Job zu finden. Und: Es sind auch die Vorstellungen vieler Mädchen und jungen Frauen selbst, die sie bei ihrer Berufswahl limitieren. Ein Frau als Ingenieurin oder KFZ-Mechanikerin ist nach wie vor alles andere als üblich.

Mädchen und junge Frauen haben meistens eine gute schulische Ausbildung. Gleichzeitig fehlt in vielen Betrieben qualifizierter Nachwuchs. Der Girls’ Day will so die eher negativen Vorstellungen von technischen Berufsbildern beeinflussen und mithin auch die Berufswahl der Mädchen. Dabei sollen die Mädchen für die ganze Palette an Ausbildungsmöglichkeiten interessiert werden, im Gegenzug sollen Unternehmen und männlich dominierte Hochschulbereiche zum Umdenken angeregt werden: Seht her, Frauen können es genauso.

Für junge Frauen ist es nach wie vor schwer, einen passenden Ausbildungsplatz zu bekommen. Die aktuell hohe Arbeitslosigkeit und der Mangel an Ausbildungsplätzen macht die Situation sogar noch schwieriger, trotz des Mangels an gut qualifizierten Kräften. Der Anteil von Frauen an der beruflichen Ausbildung beträgt etwas mehr als 40 Prozent. Dabei konzentrieren sich Frauen aber in Berufsfachschulen und in Schulen des Gesundheitswesens, wo sie fast 80 Prozent der Auszubildenden stellen. In Schulen aber bekommt niemand Ausbildungsgeld, im Gegenteil muss häufig noch Schulgeld gezahlt werden.

Ein Drittel aller jungen Frauen lässt sich zur Arzt- und Zahnarzthelferin, Kauffrau im Büro oder im Einzelhandel oder zur Friseurin ausbilden. Im Gegenzug beträgt der Anteil von Frauen in männlich dominierten Berufen nur sieben Prozent. In Nordrhein-Westfalen waren von 1,2 Millionen Auszubildenden im Handwerk im Jahr 2000 nur 21 Prozent Frauen. Davon waren 52 Prozent Friseurinnen. Frauen haben so ein enges Spektrum, wenn es darum geht, das berufliche Pläne zu planen.

Entstanden ist der Girls’ Day in Bielefeld, genauer im im Jahr 2000 gegründeten Kompetenzzentrum »Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie«, welches an der Fachhochschule Bielefeld angesiedelt ist. »Früher gab es hier ein Modellprojekt, dann entstand der Verein ›Frauen geben Technik neue Impulse‹, erklärt Sabine Mellies vom Kompetenzzentrum. Dies ist eine eigenständige Einrichtung, die Räume sind aber passenderweise in dem Teil der FH untergebracht, in dem es um Maschinenbau und Elektrotechnik geht. Im Kompetenzzentrum werden auch noch andere bundesweite Projekte koordiniert, so zum Beispiel »Frauen ans Netz«. Schließlich hat die Bundesregierung das Ziel ausgegeben, in Informations-Technologie-Berufen den Frauenanteil auf 40 Prozent zu erhöhen.

Bereits im vierten Jahr findet der Girls’ Day in der ganzen Bundesrepublik statt, koordiniert wird er in Bielefeld. Im vergangenen Jahr nutzten mehr als 10.000 Schülerinnen der Klassen 5 bis 10 die Gelegenheit, insbesondere technische und naturwissenschaftliche Berufe zu erleben. Rund 3.900 Unternehmen und Institutionen aus Industrie, Handwerk, Wissenschaft, Politik und Medien nahmen die Gelegenheit wahr, die jungen Nachwuchskräfte gezielt anzusprechen. Auch in diesem Jahr ist die Resonanz wieder groß: Alleine in Bielefeld beteiligen sich 50 Unternehmen und Institutionen, viele Mädchen der Klassen 5 bis 10 werden den Tag nutzen.