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Wenn schon Krieg – dann ohne uns



Blockade Jahnplatz
1991: Zahlreiche Menschen blockierten den Jahnplatz, als der Golfkrieg begann



Am vergangenen Samstag fand in Bielefeld unter dem Motto »Frieden ist Menschenrecht« eine Demonstration gegen eine deutsche Beteiligung an einem Krieg gegen den Irak statt








Von Mario A. Sarcletti

16. November, 11 Uhr, Jahnplatz. Natürlich beginnt es prompt zu nieseln, als sich etwa einhundert Demonstranten vor der Commerzbank am Jahnplatz versammeln. Die konsumfreudigen Bielefelder, die dem samstäglichen Shopping nachgehen, werden durch die kleine Gruppe kaum behindert. Da nervt der Regen schon mehr, eilig hasten die Einkaufenden vorüber. Die Botschaft der Friedensbewegten interessiert sie wenig.

Die sind guter Laune, trotz des Wetters und der unfrohen Botschaft, die Sozialpfarrer Eberhard Hahn für sie hat: »Wir werden den Krieg, der von der Bush-Administration bis ins Detail geplant ist, nicht verhindern können, er wird stattfinden«, nimmt Hahn den Demonstranten gleich zu Beginn jede Illusion. »Doch wir hoffen durch unsere Demonstration, dass den deutschen Politikern klar wird, dass einer Beteiligung Deutschlands an diesem Krieg aufs Schärfste widersprochen wird. Deutsche dürfen sich an diesem Krieg nicht beteiligen«, gibt der grauhaarige Kirchenmann die Richtung der Demonstration vor.

Vor allem die Beteiligung an einem möglichen Krieg durch die Nutzung von Luftwaffenbasen in Deutschland durch US-Truppen sowie die in Kuwait stationierten Spürpanzer der Bundeswehr treiben die Demonstranten auf die Straße. Außerdem misstrauen viele den Beteuerungen von Kanzler Schröder und Außenminister Fischer, dass Deutschland sich nicht an einem Krieg gegen den Irak beteiligen wird. Winfried Engel, Anmelder der Demo des Bielefelder Friedensnetzwerks, gibt der Partei des Außenministers auch eine Mitschuld daran, dass letztendlich nur etwa 200 Menschen gegen den Krieg demonstrieren, die Friedensbewegung sehr viel schwächer ist als noch beim Golfkrieg 1991: »Man merkt deutlich den Abfall der Grünen. Da die Grünen eben jetzt auch zu einer Kriegspartei geworden sind, haben wir sehr viele Menschen verloren aus der Bewegung.«

Einer Bewegung, die aber immer noch Nachwuchs rekrutieren kann: Neben den üblichen Verdächtigen, wie der ehemaligen grünen Bundestagsabgeordneten Annelie Buntenbach, Sozialpfarrer Hahn, Pastor Fritz Hufendieck und anderen grauen Häuptern der OWL-Friedensbewegung sind auch Studierende auf der Demonstration vertreten. Unter anderem haben auch der Allgemeine Studierendenausschuss AStA der Kirchlichen Hochschule und die Toleranz-Hochschulgruppe der Universität zur Demo aufgerufen. Die Mitglieder der Gruppe, die auch im Studierendenparlament der Uni sitzt, sind Teil eines »proimperialistischen Blocks«. Die Zigarre im Mundwinkel tragen sie, in Anzüge gekleidet, auf Plakaten ihre »Forderungen« vor sich her: »Krieg schafft Arbeit«, »Leichen für Wohlstand« oder »Mehr Blut = Mehr Öl.«

Passanten beobachten die Gruppe argwöhnisch, manche schmunzeln. Auch später auf dieser Demonstration werden zwei Toleranzmitglieder noch für gute Stimmung sorgen: Sie sind Teil der Hip-Hop-Formation easy-x, die mit politischem Hip-Hop den durchfrorenen Demonstranten bei der Abschlusskundgebung auf dem Alten Markt einheizt. »Denn es ist Krieg da draußen, mit jedem Beat sterben Tausende«, reimt die Formation aus Dortmund. Und stellt klar: »Es ist Krieg, auch wir gehen über Leichen, es kämpft nicht Gut gegen Böse, sondern Arme mit Reichen.« Vor allem die jüngeren Demonstranten bejubeln die Darbietung.