Poseidon Von Harald ManningaAls gäbe es dies Jahr nicht sowieso schon genügend dumme Remakes, die als »Blockbuster« daherkommen, kommt jetzt also auch noch uns' Wolfgang Petersen mit der Wiederauflage eines Schockers aus den 70ern um die Ecke. Die Fernsehleute von Pro7 nehmen das zum Anlass, eine noch viel grauslichtere Fernseh-Adaption (»Der Poseidon-Anschlag«) aus dem letzten Jahr an zwei Abenden übern Sender zu jagen. Und fast pünktlich zum Deutschland-Start des Kino-Remakes von »Die Höllenfahrt der 'Poseidon'« (oder auch: »Poseidon Inferno«) stirbt einer der Darsteller des Originals aus den 70ern, nämlich der Komiker Red Buttons, als wollte er, der ewige Dritte in der Starriege, der mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, sich mit allen Mitteln doch nochmal irgendwie verzweifelt in den Vordergrund spielen, wo sich die Gelegenheit grad mal ergibt.
Ein Kreuzfahrtschiff wird von einer großen Welle auf dem Ozean umgestürzt, so dass es kieloben schwimmt. Die Überlebenden versuchen, sich zu retten..
Das reichte 1972 an Grundlage, um daraus einen spannenden Katastrophenfilm zu machen, geradezu »die Mutter aller Katastrophenfilme«, einen Klassiker, an den sich heute aber trotzdem kaum wer so recht erinnert, wenn der Titel genannt wird. Ist aber so, »Die Höllenfahrt der 'Poseidon'« hat damals echte Maßstäbe für das Genre gesetzt und war auch ein Meilenstein in der Karriere der damaligen Hauptdarsteller Gene Hackman und ja ,wirklich Leslie Nielsen. (Nicht zu reden von Pamela Sue Martin, die später als Fallon im »Denver-Clan« auffällig wurde.) Würde dieser Film mal im Fernsehn wiederholt, statt eines abgeplatteten TV-Getues, das sich an Dramatik vielleicht am besten mit Rosamunde-Pilcher-Schmonzetten vergleichen lässt, dann wüsste man auch wieder, wo man so gut wie alles, was nach 1972 in filmischen Darstellungen von Schiffsuntergängen und Flugzeugabstürzen und Hochhausbränden und dergl. zu sehen war, schon mal gesehen hat.
Insofern vielleicht ja sogar gut gedacht von Petersen, sich dieses Stoffs nochmal anzunehmen und einen großen Film von anno dunnemals wieder in Erinnerung zu bringen. Er schaffts aber nicht, dem trotz einiger Ausreißer auf dem Gebiet (wie z.B. vor ein paar Jahren »Titanic« mit Leonardo DiCapiro) so gut wie toten Genre »Katastrophenfilm« neues Leben einzuhauchen.
Gestelzte, absehbare Dialoge und Konflikte, langweilige Kamera, gar absichtlicher weitgehender Verzicht auf irgendwelche echt erprobten Schauspieler (mit Ausnahme vielleicht von Kurt Russell und Richard Dreyfuss) oder gar »Stars«, die dem Ganzen vielleicht noch irgendwelchen Glanz und möglicherweise gekonntes Spiel (? Nicht notwendigerweise, natürlich, aber dennoch!) verliehen hätten... Da können einige nette Computertricks auch nicht mehr viel retten. Und die Musik von Hans-Zimmer-Zögling Klaus Badelt (»Fluch der Karibik«) ebenfalls nicht.
Vertane Zeit für alle Beteiligten.