Webwecker Bielefeld: akwvertilgt

500 AKWs vertilgt (03.05.2006)





Rainer Kronshage von den Bielefelder Grünen (links) ist überzeugt: Dieses AKW befindet sich auf dem sicheren Weg zur Verspeisung. Es könnte das im spanischen Almonacid gelegene Kernkraftwerk gewesen sein, dass nach 38 Betriebsjahren am Dienstag abgeschaltet wurde


Von Manfred Horn

Atomenergie erlebt zur Zeit eine Renaissance: Dies ist verwunderlich, jährte sich doch am 26. April zum zwanzigsten Mal das Reaktorunglück in Tschernobyl. Doch es scheint, als wenn viele Menschen die Katastrophe vergessen haben. Die Atomlobby ist mächtig – und gibt zur Zeit Vollgas. 440 AKW´s laufen derzeit weltweit, weitere AKW´s werden geplant.

In Deutschland wackelt der Atomausstieg. Denn die Energiewirtschaft will die AKWs über den von der alten rot-grünen Bundesregierung vereinbarten Ausstieg im Jahr 2020 hinaus verlängern. Für die Betreiber sind die AKWs, solange sie störungsfrei laufen, eine Goldgrube. Auch die Stadtwerke Bielefeld profitieren kräftig: Sie sind am AKW Grohnde beteiligt. 1984 in Betrieb genommen, scheffeln die Betreiber – E.on, die Elektrizitätswerke Minden-Ravensberg und mit gut 16 Prozent die Stadtwerke Bielefeld – jedes Jahr viele Millionen Euro Gewinn aus dem AKW. Nach dem Atomkonsens kann das Kernkraftwerk noch bis 2016 weiterlaufen.

»Eingebettet in die grünen Hügel des Weserberglandes, dort, wo an kalten Tagen weiße Wasserdampfwolken vor celestalem Blau dem Weserwanderer den Weg flussabwärts nach Hameln weisen, liegt das Kernkraftwerk Grohnde«, so steht es in einer Broschüre der AKW-Betreiber. Und obwohl die Stadtwerke Bielefeld aktiv sind auf dem Feld regenerativer Energien, werden rund dreiviertel ihres Stroms im AKW Grohnde produziert. Bielefeld läuft mit Atomstrom – in ihrer Allgemeinheit wäre diese Behauptung nicht falsch.

Die Bielefelder Grünen machten am vergangenen Freitag mit einem Stand am Jahnplatz nicht explizit auf das AKW Grohnde aufmerksam. »500 AKWs vertilgen« nannte sich ihre Aktion, zu der einige von der grünen Basis fleißig Butterkekse und Schokoküsse zusammengebaut hatten. Diese essbaren kleinen Kunstwerke wurden unter das Volk gebracht, gegen eine Spende für Stiftung des Landes Niedersachsen »Kinder von Tschernobyl«. An einem Stand und auf Schautafeln informierten die Grünen über den Atomunfall in Tschernobyl und über Alternativen zur Atomenergie. Die Grünen sehen in der Atomenergie nach wie vor keine Zukunft. Im Gegenteil hätten die Gefahren sogar noch zugenommen: Internationaler Terrorismus könnte auch die Atommeiler zum Ziel haben. Die aber sind gegen ein vollgetanktes Flugzeug, das auf den Reaktor stürzt, nicht geschützt.