Webwecker Bielefeld: dvbtkommentar

»Da wollen mir mal sehen...« (Kommentar)



Ein Kommentar von Manfred Horn

DVB-T verspricht, eine feine Sache zu sein: Das Überallfernsehen. Entsprechende Geräte vorausgesetzt, könnten dann auch Taxifahrer bei laufendem Betrieb und Motor ihren Kunden die Spiele der Fußball-WM zeigen. Toll! Auch ein Umstieg vom Kabel zum DVB-T wäre erwägenswert, wem das Öffentlich-Rechtliche Programm reicht: Einmalig 100 Euro für eine Set-Top-Box rechnen sich im Vergleich zur Kabelgebühr schnell. Und diejenigen, die schon immer gerne auf die Riesenschüssel an ihrem Haus verzichten wollten, hätten eine Alternative.

Doch Vorsicht. Denn die Technik wird in Deutschland zwar seit mehreren Jahren angewandt, bereits 2002 war die DVB-T Einführung in Berlin. Ein DVB-T-Gerät ist jedoch keine Wundertüte. Ist der Antennenempfang schlecht, werden auf dem Bildschirm im besten Fall ruckelnde Klötzchen zu erkennen sein, keineswegs aber ein Zusammenhang oder gar ein Tatort. Zwar ist der Empfang digital etwas besser, da Störungen im Datenfluß in gewissem Umfang korrigiert werden. Aber sicher ist sicher: Erst mal den 29. Mai verstreichen lassen und sich umzuhören, wie gut DVB-T in Bielefeld zu empfangen ist. Darüber wird die Post als Betreiber der Funkmasten vorab keine Angaben machen – garantiert wird nichts. Also erst mal den Nachbarn in den Elektronikmarkt gehen lassen und schauen, ob der Bauklötzchen staunt.

Aber auch bei gutem Antennenempfang kann es zu Problemen kommen: DVB-T Nutzer in anderen Städten berichten von Bild- und Tonausfall und von schlechter Qualität. Im Gegensatz zu den durchschnittlichen 6 Megabit pro Sekunde der digitalen Satellitenübertragung oder der DVD, wird der Datenstrom bei DVB-T mit 3,5 Megabit pro Sekunde gesendet. Die Video-Daten werden mit Mpeg2, einem bereits überholten technischen Standard, der bald 15 Jahre alt ist, komprimiert. Durch den niedrigen Datenstrom entstehen, bei schnellen Kamera- oder Bildbewegungen, sichtbare Artefakte und Unschärfen. Zum Teil wird das Bild dann seitens der Sender weichgezeichnet, was es im besten Fall für Fans von Romantik-Fernsehen attraktiver macht.

Viele werden auch über die fehlende Präsenz der privaten TV-Anbieter klagen. Die meinen, sich auf Ballungsgebiete konzentrieren zu wollen und halten Bielefeld offenbar für ein etwas zu groß geratenes Dorf. Was solls, wenn die uns nicht wollen, wollen wir sie auch nicht. Wer will deren Mist denn ernsthaft sehen? Damit kehrt das Fernsehen, digital ausgeweitet auf elf Programme, zu seinen Ursprüngen zurück: In den guten ostwestfälischen Bildschirm passen nur öffentlich-rechtliche Kanäle. Vielleicht sollte DVB-T in Ostwestfalen umbenannt werden: In ›Digitale Verbreitung für Bildungsbürger Technik‹.