Mehrere Jahrzehnte war es im Gespräch, jetzt droht das endgültige Aus. Der Rat der Stadt wird den Bebauungsplan für die Württemberger Allee wohl kippen. SPD und Grüne jedenfalls setzten in der vergangenen Woche im Umwelt- und Stadtentwicklungssausschuss einen entsprechenden Antrag durch. Und das, obwohl die Bezirksvertretung Sennestadt zuvor, mit etlichen Stimmen aus der SPD-Fraktion, für die Aufstellung eines Bebauungsplanes gestimmt hatte.
Ursprünglich gehen die Planungen auf die 1970er Jahre zurück. Konkreter wurde es Anfang der 1990er: An der Württemberger Allee im nördlichen Teil von Sennestadt wurden rund 120 Wohnungen geplant. Wohnen im Grünen, mitten in der Senne, das schien vielen attraktiv. Auch heute noch gibt es viele, die dort wohl gerne ein Häuschen hätten. Denn es wäre kein Mietbau entstanden, vielmehr Eigenheime. Doch von Beginn an war das Bauprojekt umstritten: Es wäre mitten in einem Wasserschutzgebiet entstanden. Die Bürgerinitiativen»Senne-, Wald- und Trinkwassererhalt« und »Rettet die Dünen am Keilerweg« hatten bis zuletzt gegen das geplante Neubaugebiet mobilisiert. Denn auch eine große Düne aus der Eiszeit war durch die Pläne gefährdet (
WebWecker berichtete). Den Neubau von rund 40 Wohnungen an dem Keilerweg konnte die Bürgerinitiative allerdings nicht stoppen. Im vergangenen Jahr wurde dazu ein Bebauungsplan verabschiedet.
Die Bürgerinitiative »Für Senne, Wald und Trinkwassererhalt« kämpft schon seit Jahren gegen das geplante Baugelände. Das rund acht Hektar große Waldstück in der Senne gehört zur typischen Sennelandschaft, im Zielkonzept Naturschutz der Stadt ist das Gebiet als schützenswert eingestuft. Zudem wäre das Wasserschutzgebiet 1 betroffen gewesen, aus dem die Stadtwerke Trinkwasser für Bielefeld fördern.
Die Grünen stellten sich von Beginn an an die Seite der Bürgerinitiativen. Ihre Anträge auf Beendigung der Pläne scheiterten aber in schöner Regelmäßigkeit. Noch vor zwei Jahren erklärte Ralf Nettelstroth für die CDU im Rat der Stadt: »Die Württemberger Allee wird kommen, wir werden uns dafür einsetzen«. Nettelstroth ist nicht nur stellvertretender Fraktionsvorsitzender sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender der Sennestadt-GmbH, die die Häuser an der Württemberger Allee bauen sollte.
Nun haben sich diejenigen, die in dem Neubaugebiet vor allem eine Belastung für die Natur sehen, offenbar durchgesetzt. Verändert haben in den vergangenen Jahrzehnten aber auch Rahmendaten. So gibt es heute in Sennestadt keinen aktuellen Mangel an Wohnungen und Baugrundstücken und auch in den kommenden Jahrzehnten ist an Hand der demographischen Daten nicht damit zu rechnen. Auch wäre es nicht leicht gewesen, die 29 Hektar Ausgleichsfläche zusammenzubekommen, wenn an der Württemberger Allee tatsächlich rund acht Hektar als Baugebiet ausgeschrieben worden wären.
Den Ausschlag auf parlamentarischer Ebene gibt dabei die SPD. Die zeigte sich in den vergangenen Jahren unentschlossen, wollte immer wieder weitere Prüfungen abwarten. Tendenziell war sie eher für eine Bebauung. Nun hat die sich die SPD im Rat der Stadt gegen eine Bebauung entschieden gegen vehementen Protest des größten Teils ihrer Sennestädter Genossen. Die Abstimmung im Rat dürfte noch einmal spannend werden: SPD und Grüne verfügen über keine eigene Mehrheit. PDS und Bürgernähe werden mit Sicherheit gegen die Baupläne stimmen, die CDU dafür. Alles wird davon abhängen, wie viel abweichende Stimmen es in der SPD-Fraktion geben wird.