Webwecker Bielefeld: Inside Man

Wer, was, wann, warum – UND WIE!



Inside Man

Von Harald Manninga

Wie schön, wenn es zur Abwechslung mal wieder einen rundum gelungenen Film im Kino zu sehen gibt. Das gibts nämlich sowieso eher selten und gabs in der letzten Zeit noch viel seltener als sonst schon. Zum einen gibts bei diesem Film ein Staraufgebot, das allein wohl – jedenfalls bei mehr so normalen Filmen – reichen könnte, zum Kucken zu reizen. Denzel Washington in einer Paraderolle als taffer Bulle, ebenso Clive Owen als cooler Verbrecher. Jodie Foster in einer großartig hingelegten Nebenrolle, ebenso groß Willem Dafoe oder Christopher Plummer. Spike Lee als Regisseur (»Malcolm X«), Musik komponiert von Star-Jazztrompeter und Lees Hausmusikus Terence Blanchard (ca. 45 Filme und TV-Serien hat er untermalt, davon etwa ein Drittel aus der Regie von Spike Lee, u.a. »Malcolm X«)... Rundum Qualität halt. Und das dann auf einem Erstlingswerk (!) eines Drehbuch-Autors, nämlich eines gewissen Russell Gewirtz. (Ja, doch, der heißt wirklich so.)

Worum gehts? Dorum: In Manhattan wird eine große Bank überfallen, mit Geiselnahme. Dieser Überfall ist bis in jede aber auch noch so kleine Einzelheit durchgeplant und verläuft daher auch ganz nach Wunsch für die Bankräuber und Geiselnehmer. Draußen auf der Straße stehen die Hundertschaften der Polizei, geleitet von einem Detective, der wegen irgendeiner Drogensache grade um seine Karriere fürchten muss, die Dinge vor der Bank aber dennoch ziemlich komplett im Griff hat. Jedenfalls sieht es so aus, denn eigentlich (?) wird er vom Chef der Bankräuber doch ziemlich an der Nase herumgeführt.

Jedenfalls sieht es so aus, denn von jetzt ab wirds kompliziert. Da spielen nämlich auch noch der Aufsichtsratschef des Bankenkonzerns, zu dem diese Renommierfiliale gehört, und der Dreck, den er am Stecken hat, sowie die undurchsichtige Privatdetektivin (? Was genau ist die eigentlich? Auf jeden Fall äußerst einflussreich) und ein Richter, der ihr was schuldet, eine Rolle. Und die Nazis. Und die New Yorker Unterwelt in Form der Kanalisation. Und ein Abstellraum, in dem ein Loch in den Boden gehackt wird. Und ein Diamantring von Cartier. Und ein Computerspiel. Und Handys. Und ein geheimnisvolles Schließfach. Und »Big Willie und die Zwillinge«. Und ein albanischer Ex-Diktator...

Und das alles zusammengerührt: ein spannendes, dichtes, manchmal sauwitziges Drehbuch; eine Regie, die alles wunderbar inszeniert; eine Musik, die immer mal wieder nebenbei eine eigene Geschichte zu erzählen scheint; eine Kamera und ein Schnitt, die all das Geheimnisvolle, das hier abläuft, immer schön geheimnisvoll ins Bild setzen (»Wie haben die das gemacht?!« Da gibts sogar ungeschnittene Szenen, wo man sich das fragt. Gut, klar, mit Kran wohl, aber wie genau?!); nicht zu reden von Schauspielern, die sich gegenseitig dauernd nur ausstechen zu wollen scheinen, und dann aber jeweils doch nicht zu Rampensäuen werden... Das alles zusammengerührt ergibt einen Thriller mit Klassikerqualitäten.

OK, ja: Thriller. Auf den ersten Blick ist das mal wieder nichts für Zartbesaitete, denn manchmal fließt denn doch auch etwas Blut, z.B. wenn die Geiselnehmer zeigen, dass sie es ernst meinen (was immer es ist, das sie wirklich meinen). Das ist dann auch so gemacht, dass es so ernst aussieht, wie es aussehen soll. Dafür menschelt es andererseits sehr reizvoll. Es gibt Witzigkeiten, da liegste echt unterm Stuhl. Dass es überdies Überraschungen und Wendungen gibt, mit denen man so echt nicht rechnen konnte, die aber trotzdem reingehören, und die auch alle (alle? – ja, doch: wohl alle) am Ende aufgelöst werden, sei nur am Rande erwähnt.


Witzig, geheimnisvoll, verwickelt, spannend, überraschend und dann doch schöne Lösung. Wie ein guter Film sein soll halt: Nach langer Zeit mal wieder ein Film, der diesen Namen auch verdient. Incl. Vor- und Abspann. Ab der ersten Minute und bis zur letzten einfach nur klasse und mitreißend.