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»Ein Mensch, eine Stimme« (Teil 2)
Was läuft heute? Die Infowand gibt Auskunft.
Die Berlinerin ist in der Pressegruppe und somit zuständig dafür, den Medienvertretern einen Eindruck von dem Kongress zu vermitteln. Ansonsten bot sie in diesem Jahr Verschiedenes zum Thema Bildung an, neben Ökotechnologie und Informationsfreiheit einem der Schwerpunkte beim diesjährigen Jukss. Wie kann emanzipierte Bildung jenseits der bekannten Schulsysteme aussehen? In Form einer Filmdokumentation stellte sie zum Beispiel die älteste demokratische Schule in Israel vor. 1987 gegründet, steht sie in Hadera, einer 80.000 Einwohnerstadt bei Tel Aviv. Das Prinzip dort: »Ein Mensch, eine Stimme«. Die Schule wird durch eine wöchentliche Versammlung geleitet, bei der jeder Lehrer und jeder Schüler über eine Stimme verfügt. Die Teilnahme am Unterricht und an den Projekten ist freiwillig, die Schüler können den Tag genauso mit selbstgewählten Tätigkeiten verbringen.
Aus den Diskussionen über Bildung entstand während des Kongresses nun eine Buchgruppe, die ihre Bildungskritik in der Jukss-eigenen Heftreihe »Fragen voran« formulieren wird. Diese Gruppe trifft sich nicht erst beim nächsten Jukss Ende 2006, sondern auch zwischendrin. So entsteht aus dem jährlichen Treffen hier und da auch kontinuierliche Arbeit an einzelnen Themen.
Gegenderte Toiletten
Auf dem Kongress wird viel geredet. Auseinandersetzung und Reflektion sind angesagt. Hier und da wird es aber auch ganz praktisch. So finden sich während des Kongresses »gegenderte Toiletten«. Nun ist hinlänglich bekannt, dass es in öffentlichen Gebäuden Toiletten getrennt für Frauen und Männer gibt. Die stehen so auch im Oberstufenkolleg. Ein Thema des Kongresses war aber die Dekonstruktion der Zweigeschlechtlichkeit. Warum eigentlich greift die übliche Unterscheidung in Männlein und Weiblein, warum sind gerade diese biologischen Unterschiede so wichtig? Genauso gut könnte es Toiletten für Ossis und Wessis geben, oder Toiletten nur für Rockträger oder Menschen mit Dreads. Gesagt, getan: Die Toiletten wurden entsprechend deklariert.
In der Praxis gehen dann aber alle auf alle Toiletten und schmunzeln vielleicht am Eingang zum Klo, wenn dort steht: Nur für die diejenigen, die einen Teilnehmerbeitrag entrichtet haben. Das Klo nicht nur als Ablass- und Leseraum, sondern auch als Bewusstseinsort. Gleiches gilt für den Duschenbereich. Der Freiraum, der durch die Dekonstruktion entsteht, kann von Teilnehmern aber eingeschränkt werden. Wer nur gleichgeschlechtlich oder alleine duschen will, kann das anmerken. Eine Balance zwischen Freiraum und Schutzraum, findet Sigrid Oberer aus Augsburg, ebenfalls von der Pressegruppe.
»Da haben wir allerdings kein fertiges Konzept«, sagt Oberer. Denn wenn beispielsweise mal wieder Männer mit sexistischen Aussprüchen auffallen, wird dies auf dem Jukss durchaus thematisiert. »Wichtig ist es auch zu lernen, sofort und entschieden zu intervenieren«, sagt Sigrid Oberer. Keineswegs ist dann aber gesagt, dass derjenige, der aufgefallen ist, auch sanktioniert wird. Darüber wird in einer Gruppe, die sich bildet, debattiert.
»Ein Mensch, eine Stimme« (Teil 3)
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