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Willys Erbe wills wissen (Teil 2)
Aus dem Dunkeln: Oskar Lafontaine steht wieder im Rampenlicht
Alte und Junge, die Familie mittendrin: Da ist Lafontaine schnell beim Gemeinsinn. Er wendete sich gegen die Programmatik der Eigenverantwortung, die die anderen Parteien in ihrem Programm hätten. Statt einer Ich-Gesellschaft sei ein »Füreinander einstehen« notwendig.
Lafontaine favorisiert eine große Koalition aus CDU und SPD. Dann werde sich die SPD zweimal umgucken, ob sie weiteren Sozialkürzungen zustimme, ist sich Lafontaine sicher. Denn im Bundestag sitzt dann wohl auch eine starke Linkspartei, die über allem wachen wird. Eine Regierungsbeteiligung der Linkspartei schloss Lafontaine zumindest für die kommende Legislaturperiode aus.
Eine besondere Attacke ritt er auf die Grünen: Die meisten grünen Blumen seien verwelkt, nur die Blume des Umweltschutzes blühe noch. »Bei den erneuerbaren Energien haben sie etwas bewirkt«. Lafontaine, der selbst einmal »Grünen-Sympatisant« gewesen sein will, kritisiert die Grünen vor allem wegen ihrer Kursänderung in Kriegsfragen. Lafontaine lehnt jegliche Auslandseinsätze der Bundeswehr ab, nicht zuletzt weil sie auch die innere Sicherheit bedrohten. »In Afghanistan haben wir kämpfende Truppen, keiner weiß, was die da machen«, sagte er, »junge Deutschen dürfen aber nicht ihr Leben im Krieg um Öl und Gas verlieren«. Dann bemühte Lafontaine Willy Brandt, den ehemaligen SPD-Kanzler und zitierte ihn: »Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen«.
Mehr Demokratie wagen
Lafontaine fordert ein »Europa der Bürger« und griff damit die EU-Verfassung auf, die zunächst nicht kommt, weil sie bei Volksabstimmungen in Frankreich und den Niederlanden durchfiel. Ein Europa der Bürger bedeute eben kein Europa der Konzerne. In Frankreich habe sich das Volk die Politik bei der Verfassungsfrage wieder angeeignet. Er sprach sich für mehr Volksabstimmungen in Deutschland aus und erwähnte in diesem Zusammenhang auch den Beitritt der Türkei zur Europäischen Union. Und wieder kommt Willy Brandt zum Vorschein, indem Lafontaine ihn zitiert: »Wir wollen wieder mehr Demokratie wagen«.
Lafontaine nimmt auch knapp Stellung zu den Vorwürfen gegen ihn: Weder sei sein Haus zu groß noch jette er mit Privatjets in der Gegend herum. »Sie greifen unsere Integrität an, etwas anderes fällt ihnen nicht mehr ein«, kommentiert er. Und er wiederholt den Begriff Fremdarbeiter, wenn auch nur als Zitat: Er habe sich in seiner Rede in Chemnitz nicht gegen diese gewandt, sondern gegen das Kapital, dass für die menschenunwürdigen Arbeitsverhältnisse für diese zuständig sei. Dies sei ein deutlicher Unterschied zwischen links und rechts.
Viele Zuhörer waren begeistert von Lafontaine, immer wieder wurde kräftig applaudiert, gar vereinzelt »Hoch die internationale Solidarität« skandiert. Symphatisanten und diejenigen, die einfach mal schauen wollten, was Lafontaine ungefiltert von den Medien denn nun wirklich sagt, erreichte er mit einer einfachen und klaren Ansprache. Das Aufblühen der Linkspartei: Keine historische, aber eine bemerkenswerte Stunde in der Geschichte der Bundesrepublik. Lafontaine sprach vielen Verlierern und Skeptikern der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre aus der Seele, er weiß sehr wohl, welche Töne er anzuschlagen hat. Endlich mal jemand, der sagt, wie es ist, werden viele gedacht haben.
Willys Erbe wills wissen (Teil 3)
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