200 Luftballons gegen ein Tabu (07.09.2005)
Alle 40 Sekunden stirbt weltweit ein Mensch durch Suizid.
Weltweit haben die Suizidraten Jugendlicher und junger Erwachsener erheblich zugenommen. In Deutschland nehmen sich jedes Jahr rund 12.000 Menschen das Leben.
Suizidales Verhalten ist ein gesellschaftliches und gesundheitliches Thema, das nach wie vor stark tabuisiert wird. Jeder Suizid, wissen die Experten von der Krisenberatung des Gemeindedienstes im evangelischen Johanneswerk in Bielefeld, ist für die Hinterbliebenen eine Katastrophe und löse im Umfeld höchste Verunsicherung aus. Das Schweigen treibe die Angehörigen oft unbemerkt in Isolation und Vereinsamung.
Der 3. Internationale Tag der Suizid-Prävention am 10. September rückt all das vor allem aber die Ent-Tabuisierung des Themas Suizid in den Mittelpunkt. Mit einer überregionalen Postkartenaktion setzen Fachberatungsstellen für Krisenintervention und Suizidprävention in Kooperation mit den Telefon-Seelsorgen in Bielefeld, Bochum, Braunschweig, Dortmund, Duisburg und Münster gemeinsam ein Zeichen. In allen Citys werden Info-Postkarten an Cafes und Kneipen verteilt, allein in Bielefeld sind es 5.500. Die Bielefelder Grafikerin Viola Richter-Jürgens hat diese Karten gestaltet, auf denen auch zahlreiche Adressen von Kontaktstellen zu finden sind.
Am Samstagmittag um fünf vor zwölf steigen in allen Städten jeweils 200 Luftballons zum Horizont; sie tragen die Karten übers Land. Mitarbeiter des Gemeindesdienstes und der Telefonseelsorge stehen ausserdem von 11 bis 14 Uhr in der Citypassage in der Bahnhofstraße an einem Infostand zur Verfügung.