Krieg der WeltenVon Harald ManningaWer hier eine Art »Independence Day« mit andern Mitteln erwartet, wird sich wohl angenehm enttäuscht sehen. Natürlich grummelt, bumst, kracht und zischt es so zünftig, wie es sich für ein Weltuntergangsdrama gehört, und das auch schön finster und einigermaßen gruselig. Aber außerdem tut es das (trick-)technisch in annähernder Perfektion. Sogar die Außerirdischen sind recht nett gelungen, auch wenn sie in ihrem Knautschlook und mit großen Kulleraugen doch ein wenig an den guten alten E.T. erinnern.
Womit wir auch direkt bei der Sache wären: Spielbergs Versuch, den alten Roman von H.G. Wells auf die Leinwand zu kriegen, ist soweit zwar recht hübsch gelungen, er ist allerdings weit davon entfernt, der versprochene »Blockbuster des Jahres« zu sein. Eindrucksvoll, vielleicht sogar echte Klasse, was die Technik angeht, durchaus. Aber sonst wohl mehr so la-la. Ernstlich was eingefallen, das einen vom Hocker reißen könnte, ist Spielberg bei diesem Stoff nicht.
Ray Ferrier (Tom Cruise) ist Hafenarbeiter und ansonsten ein ziemliches, selbstsüchtiges Arschloch. Fürs Wochenende, das sie mit ihrem neuen Mann im Urlaub bei ihren Eltern in Boston oder wo verbringen will, bringt seine Ex-Frau ihm die beiden gemeinsamen Kinder Rachel (Dakota Fanning) und Robbie (Justin Chatwin) vorbei. Folgt eine lange Darstellung des Rabenvaters im lieblosen Umgang mit seinen Ex-Kindern, die sich nur sehr widerwillig bei ihm aufhalten: Wohnung ist, gelinde gesagt, unaufgeräumt, es gibt nichts zu essen im Kühlschrank, Vater und Teenager-Sohn kabbeln sich sogar beim Baseball-Ball-Werfen im Garten, das kleinere Töchterchen wirkt dazwischen gefühlvoll, hat allerhand Allergien und bestellt sich Hummus beim Pizza-Bringdienst, was Väterchen ungenießbar findet.
Aufgebrochen wird dieses kleine Familiendrama von plötzlich auftretenden Gewitterstürmen mit viel Blitz ohne Donner, mit dem sich die Außerirdischen ankündigen, bevor sie New York in Asche legen. Chaos-Panik-Fluchtgedanken, die sofort in die Tat umgesetzt werden: Ray, Rachel und Robbie ziehen in die Welt und haben dort vielerlei Gefahren zu bestehen.
Und los gehts. Nämlich leider nur das weitere Familiendrama. Vater und Kinder finden auf der Flucht vor der Weltzerstörung (übrigens im einzigen Auto, das in New York und sonstwo noch zum Fahren zu bringen ist) ständig neue Anlässe, einander zu zeigen, dass sie offenbar auf verschiedenen Planeten leben, und dass sowas eben nicht ohne Konflikte abgeht.
Die ansonsten geschehende Zerstörung des Rests der Welt gerät dabei eher zur Nebengeschichte, und es muss dann nicht verwundern, dass sie sich immer so wuchtig, blutrünstig, laut und effektvoll in Erinnerung bringt, denn sonst hätte sie wohl kaum eine Chance, sich gegen das kleinliche Dreipersonenstück durchzusetzen. Und das Ende... aber nein, sowas soll man ja nicht verraten.
Der Rest ist dann aber auch schnell erzählt: Schauspielerisch echt überzeugen kann hier mal wieder nur die kleine Dakota Fanning, die im Frühjahr schon im »Sixth Sense«-Abklatsch »Hide & Seek« zu sehen war. Da hat sie Robert DeNiro mit ihren Kulleraugen so mühelos an die Wand gespielt wie hier jetzt Tom Cruise oder vor zwei Jahren die Ulknudel Mike Myers in der dümmlichen Kinder-Klamotte »Ein Kater macht Theater«. Dieses Mädel ist ja sowas von horrend begabt, ne?, und es ist ihr schwer zu wünschen, dass aus ihr nicht in ein paar Jahren ein drogenabhängiger, abgewrackter, um die Kindheit beraubter Ex-Kinderstar wird, sondern eher sowas wie eine würdige Nachfolgerin von Jodie Foster. Jawoll!
Die Musik von John »Star Wars« Williams klingt nahezu wie von der Katastrophenfilm-Stange, der Schnitt ist ähnlich »routiniert« gelöst. - Gut, ja, die Effekte: Technisch ist der Film Spitze, doch! Kunststück aber auch: Die Effekte kommen nämlich aus der Schmiede von George Lucas. Aber selbst das reißts dann auch nicht so recht.