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Streiks bei NW-Zustellern (Teil 2)
Große Wut, der nun Taten folgen:
ver.di Gewerkschaftssekretärin Martina Schu kennt die Stimmung an der Zustellerfront
Diese Beschäftigtengruppe wird allerdings rapide kleiner: Eine hohe Fluktuation kennzeichnet den Zustellerjob, ein Drittel der Beschäftigten wechselt sich ständig ein und aus. Nur noch wenige arbeiten zu den alten Bedingungen, die auch schon nicht rosig waren. Die neuen, noch schlechteren Bedingungen gaben den Anstoß zur Idee, einen Tarifvertrag zu schaffen. Der Betriebsrat fragte sich zunächst, ob er sich diese Auseinandersetzung mit der Geschäftsführung überhaupt zutraut. Schließlich treten Zusteller nicht gerade als sichtbares Kollektiv auf, vielmehr sind sie doch recht individuelle Nachtgeister. Betriebsrat und ver.di boten der NW-Geschäftsführung an, gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Die Geschäftsführung war jedoch nicht zu Gesprächen bereit. So erarbeitete eine Tarifkommission einen Tarifvertragsentwurf, der Ende 2004 an die Geschäftsleitung ging. Bei einer Betriebsversammlung im März bekräftigte die Geschäftsführung nochmals, dass ein Tarifvertrag nicht in Frage komme. Ein Tarifvertrag sei der Ruin des Unternehmens, wurde behauptet.
Die Auseinandersetzung eskaliert, nun kündigt ver.di Streiks an. Dies wurde so auf der Mitgliederversammlung der bei ver.di organisierten Zusteller am Dienstag Abend beschlossen. »Wir gehen davon aus, das viele Beschäftigte die Aktionen mittragen«, ist sich Schu sicher. Die Wut sei ziemlich groß. Nicht nur, weil Urlaub und Bezahlung gekürzt seien. Auch weil die Zusteller inzwischen zu Boten von immer mehr Werbematerialien geworden seien. Das Austragen von Beilagen außerhalb der eigentlichen Zeitung sei früher freiwillig gewesen, inzwischen ist es Pflicht. »Uns wird immer mehr Papier dazugehauen«, berichtet ein Zusteller. Auch kleine Bonbons, wie das jährliche Zustellerfest, wurden gestrichen.
Sauer sind die Zusteller auch, weil sie keine einheitlichen Regelungen vorfinden. Je nach Geschäftsstelle gibt es andere Bedingungen, so gewährt der eine Geschäftsstellenleiter mehr Kilometergeld als der andere. Ein Tarifvertrag wäre die Lösung: Dann wären die Bedingungen für alle Zusteller der NW gleich. In dem Entwurf zum Tarifvertrag, den ver.di zusammen mit dem Betriebsrat und den organisierten Beschäftigten erarbeitet hat, wird unter anderem ein Witterungszuschlag bei extremem Wetter von 25 Prozent und ein Bereitschaftslohn für sogenannte »Feuerwehrzusteller« von zwei Euro pro Stunde gefordert. Der Urlaubsanspruch soll einheitlich bei sechs Wochen liegen, der Mindestlohn bei acht Euro in der Stunde liegen. Beilagen sollen begrenzt werden: Nicht mehr als zehn Beilagen, das Gesamtgewicht der Zeitung dürfe dann insgesamt nicht 400 Gramm überschreiten.
Offener Brief an die SPD
So wird es in den nächsten Wochen zu Ausfällen bei der Zustellung der Zeitung in Bielefeld und anderen Orten in Ostwestfalen kommen. ver.di verrät nicht wo, doch sind Schwerpunktaktionen wahrscheinlich. Zugleich hat sich ver.di in einem offenen Brief an die SPD-Landtagsabgeordneten gewandt, schließlich ist die SPD mit 58,6 Prozent an der NW beteiligt. Tenor: Es sollte eigentlich selbstverständlich sein, das es bei der NW für alle Beschäftigten Tarifverträge gibt.
Sollte ver.di sich mit seinen Forderungen durchsetzen, wären die Zusteller der NW eine der wenigen bundesweit, deren Arbeit durch einen Tarifvertrag geregelt ist. Vielerorts wird dies seitens der Arbeitgeber schon alleine dadurch behindert, dass sie die Zustellung formaljuristisch so kleinteilig organisieren, dass es erst gar kein Recht auf die Bildung eines Betriebsrats gibt. So gebe es beim Westfalen-Blatt alleine zehn Zustellgesellschaften, die juristisch eigene Gesellschaftsformen bilden, berichtet Martina Schu.
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