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Werkstattgespräche (02.03.2005)






Wie lebt es sich auf Bielefelds schillerndster Baustelle? Wir fragen Menschen hinter den Kulissen des Stadttheaters, was der Umbau für sie bedeutet. Heute: Bühnenmeisterin Karin Kurk im Gespräch mit der Journal-Redaktion.


Interview: Aiga Kornemann

Auch am Theater sind technische Berufe nach wie vor meist Männern vorbehalten. Wie sind Sie zur Bühnentechnik gekommen?

Karin Kurk: Eigentlich wollte ich schon als Kind zum Theater. Schauspielerin wollte ich nie werden, immer Handwerkerin. Schuld ist mein Vater, der hat nämlich ab meinem fünften Lebensjahr behauptet, ich sei so verrückt, ich gehörte ins Theater. Nach dem Schulabschluss hatte ich diesen Wunsch verdrängt. Aber während meiner Lehre als Raumausstatterin fingen Mitschüler von mir an, dass man als DekorateurIn ja auch auf irgendwelchen Schiffen oder beim Theater anfangen könnte. Da habe ich mich informiert.

Kein Theater wollte Anfang der 90-er Jahre eine Frau für die Technik einstellen. Man konnte als Frau in der Maske anfangen, bei der Requisite, bei der Beleuchtung vielleicht noch, aber nicht bei der Bühnentechnik. Ich wollte schon aufgeben, aber dann habe ich zufällig in der Zeitung ein Stellenangebot vom Theater Bielefeld gesehen, das einen Polsterer und Dekorateur suchte. Und da stand: Wir legen besonderen Wert auf Zuschriften von Frauen. Ich dachte, die müssen mich meinen, und sie haben mich auch genommen. Die Ausbildung zur Bühnenmeisterin habe ich dann später gemacht.


Gibt es heute mehr Frauen in der Bühnentechnik?

Nicht unbedingt. Uns hier ist am wichtigsten, dass die Leute ins Team passen und so gut sind, dass wir sie auch mal alleine in die Werkstatt schicken können. Wir nehmen genau so gern Frauen wie Männer. Das auf jeden Fall. Aber der Job ist nicht für jeden etwas. Oft müssen sehr schwere Sachen bewegt werden. Außerdem haben wir ungewöhnliche Arbeitszeiten, das ist auch nicht jedermanns Sache.


Was genau ist Ihr Arbeitsfeld?

Die technische Koordination von allem, was auf der Bühne passiert. Ich bin für die Sicherheit auf der Bühne zuständig, für den Aufbau, für den Umbau, für den Abbau, für den Transport der Kulissen dahin, für die Dienstpläne der Bühnentechnik, Disponierung von Fahrzeugen...


Das klingt jetzt nicht mehr so nach Handwerk.

Hat gerade auch nicht wirklich viel damit zu tun. Durch den Umbau des Stadttheaters bin ich hauptsächlich in der Oetkerhalle tätig. Planung und Koordination fressen so viel Zeit, dass ich an manchen Tagen gar nicht vom Telefon wegkomme. Da ist beispielsweise die Koordinierung der Fahrzeuge: Das Stadttheater hat zwei LKWs, die sich die Technik, die Beleuchtung, das Orchester, die Ankleider und alle möglichen Abteilungen teilen. Allein die Bühnentechnik braucht eigentlich ständig mindestens einen LKW. Das Orchester braucht ihn aber auch. Das Tor 6 braucht ihn. Das TAM braucht ihn. Das ist wirklich schwierig. Wenn gerade kein Fahrzeug da ist oder jemand vergessen hat, einen LKW für sich zu reservieren wird es auch mal chaotisch, aber das ist unter diesen Bedingungen völlig normal.


Sie können in der Oetkerhalle nichts lagern?

So gut wie nichts. Nach jeder Vorstellung muss alles raus und zur nächsten wieder rein. Dabei umfasst ein Bühnenstück bei uns gern mal zwei LKW-Ladungen, die können wir bei Miele und Dürkopp lagern. Bei dem ganzen Kleinkram, der dazugehört, müssen wir schon sehr aufpassen, dass beim Transport nichts vergessen wird. Zum Glück steht hinter der Oetkerhalle eine LKW-Brücke, da können wir wenigstens ein paar Zargen und Kleinteile unterbringen. Eigentlich sollen wir noch einen Lagercontainer hinter der Oetkerhalle bekommen, aber der lässt auf sich warten.