Der Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld soll die Papiertonne bis Ende 2006 flächendeckend einführen. Diese Empfehlung gab der Verwaltungsvorstand der Stadt dem Rat in einer Beschlussvorlage am gestrigen Dienstag. Damit soll ein benutzerfreundliches Sammelsystem für Altpapiere und Kartons angeboten werden. Die Papiertonne mit dem Kennzeichen blauer Deckel würde künftig nach der schrittweisen Umstellung die monatliche Bündelsammlung ersetzen.
Zielsetzung des Umweltbetriebes ist die Gebührenstabilität gekoppelt an Kundenservice. Durch die Umstellung von der Bündelsammlung auf die Papiertonnenabfuhr sollen Kostensteigerungen aufgefangen und die Sammlung effizienter werden. Zudem können diese Wertstoffe in der Papiertonne »trocken« erfasst werden. Auch Papierverwehungen aus der Bündelsammlung, die heute das Stadtbild negativ beeinflussen, gehören künftig der Vergangenheit an.
Die Bündelsammlung, Mitte der 1980er Jahre eingeführt und seitdem in einer Kooperation von Stadt und Recyling-Zentrum durchgeführt, sei »angesichts moderner Fahrzeuge mit Schütttechniken inzwischen antiquiert«, erklärt Oberbürgermeister Eberhard David. Mit modernerer Technik soll das Papiersammeln künftig kostengünstiger und servicefreundlicher erfogen. Für die Bürger entstehen jedenfalls keine zusätzlichen Kosten, wenn sie bei der Abholung einmal im Monat bleiben. Wer sein Papier wöchentlich abgeholt haben will, muss hingegen extra zahlen.
In vier Umstellschritten soll auf allen Bielefelder Grundstücken die Papiertonne mit dem blauen Deckel aufgestellt werden. Die erste Umstellung ist für September 2005 geplant. Welche Stadtbezirke wann umgestellt werden, mit dieser komplexen Planung beschäftigt sich derzeit der Umweltbetrieb gemeinsam mit dem Recycling-Zentrum Bielefeld. Damit die Bielefelder Bürger sich in den Umstellbezirken ab September 2005 nicht auf ein neues Abfuhrkalendarium umstellen müssen, werden die Abfuhrtouren mit den neuen Sammelbehältern nach den bestehenden Abfallkalender-Nummern überplant.
Der Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld wird die Tonne mit dem blauen Deckel in den Größen 240 Liter, 660 Liter und 1.100 Liter anbieten. Schon heute sind im Stadtgebiet Papiertonnen in den Größen 660 Liter und 1.100 Liter zu sehen. Sie stehen unter anderem an vielen Großwohnanlagen, in denen die Bündelsammlung keine oder nur geringe Akzeptanz fand. Da hier Papier und Pappen in großen Mengen in den Restmüllbehältern landeten, führte der Umweltbetrieb in Kooperation mit den Wohnungsgesellschaften die Papiertonne bereits Mitte der 90er Jahre ein.
Wenn der Rat der Stadt Bielefeld der Empfehlung des Verwaltungsvorstandes folgt, kann der Umweltbetrieb die Umsetzung seiner Planungen angehen. Alle Grundstückseigentümer im ersten Umstellbezirk erhalten dann zur Jahresmitte 2005 ein Schreiben mit den Detailinformationen zur Umstellung. Mit den größten Kunden des Umweltbetriebes, den Wohnungsgesellschaften, werden bereits Gespräche geführt, um die Umstellung an den Wohneinheiten, an denen noch keine Papiertonne steht, problemlos zu gestalten.
Ab in die Tonne
Ein Zwischenruf von Manfred HornPapier sammeln ist gut und wichtig. Aber die Bündelsammlung war besser als ihr Ruf. Man konnte das Papier im Keller sammeln und dann einmal im Monat auf dem Bürgersteig zur Abholung platzieren. Da sah nicht nett aus, war aber äußerst praktisch. Und gab dem harmlosen Bielefeld für wenige Stunden den Charme einer Großstadt. In Zukunft entsteht ein Problem: Wohin mit der Papiertonne? Das Umfeld des Hauses verwandelt sich so langsam aber sicher in einen Tonnenpark: Restmüll, Grüne Tonne, Ständer für den Gelben Sack und nun auch noch Papiertonne. Da in unserem Haus mit sechs Mietparteien kräftig Papier gesammelt wird, bräuchten wir schon die Riesentonne. Von der ich mal hoffe, dass sie kostenlos ist, also unabhängig von der Zahl der Mieter zu bekommen ist. Aber eigentlich ist dafür nirgends Platz, wenn man in einem Haus ohne Garten wohnt.