Internationale Studierende haben gewählt (09.02.2005)
In der vergangenen Woche wählten die internationalen Studierenden der Universität Bielefeld in einem neuen Wahlverfahren ihre Vertreter. Während bisher einzelne Kandidaten gewählt wurden, standen jetzt Listen zur Wahl. Sie müssen aus vier Angehörigen verschiedener Nationalitäten gebildet werden, zwei der Kandidaten müssen Frauen sein. Das neue Verfahren soll dafür sorgen, dass die Wahlberechtigten nicht nach der Herkunft der Kandidaten, sondern nach dem Programm der Listen ihre Wahlentscheidung treffen. In der praktischen Arbeit soll das Verfahren dafür sorgen, dass der ISR nicht nur Lobbyarbeit für Angehörige bestimmter Nationen macht.
Die Wahlberechtigten scheinen das Verfahren gutzuheißen. Für Uniwahlen geradezu sensationell ging fast ein Drittel der etwa 1800 Studierenden ohne deutschen Pass zur Urne. Stärkste Liste wurde mit 189 Stimmen die Liste uni-versus. Sie trat im Wahlkampf am politischsten auf: »Wir sind links und politisch aktiv«, erklärte sie auf einem Flugblatt. Zwar will auch sie serviceorientiert arbeiten, wichtigster Punkt ist aber der Kampf gegen Studiengebühren.
»Uns ist klar, dass die Gebühren kommen werden«, hat Amiran Gabunian von uni-versus zwar keine Illusionen. Man wolle aber als Bremser wirken. »Irgendwo habe ich gelesen eine Einführung zum nächsten Semester ist wie ein Reifenwechsel bei 120 km/h, das geht einfach nicht«, erklärt der Student aus Georgien. »Vor allem Studierende aus ärmeren Ländern sind nicht bereit die Gebühren zu bezahlen«, beschreibt er die Situation vieler Kommilitonen.
Der Protest der internationalen Studierenden gegen die Gebühren soll bundesweit koordiniert werden. »Wir haben im Bundesverband ausländischer Studierenden, in dem ich im Vorstand bin, schon unser Vorgehen diskutiert.« Neben Protesten auf der Straße setzt Amiran Gabunian auch auf Gespräche. Unter anderem will er sich dafür einsetzen, dass Banken zinsgünstige Darlehen für ausländische Studierende anbieten.