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Patent auf Leben (02.02.2005)






Das Europäische Patentamt hat nach Protesten von Politik, Umweltschützern und Humangenetikern die Rechte einer amerikanischen Pharma-Firma am »Brustkrebsgen« BRCA eingeschränkt.

(aigiko) Wer eine Erfindung schützen möchte, lässt sie für sich patentieren. Dann kann sie keiner ungestraft als seine ausgeben, nachbauen, vermarkten und den Urheber der Leistung um die Früchte seiner Arbeit bringen. So gesehen macht die Institution Patentamt einen sauberen Job.

Doch seit das Europäische Patentamt Patente auf Leben, auf ganze Gene oder Genabschnitte an weltweite Saatgut-, Chemie- und Pharma-Multis vergibt, werden mit Patenten dreckige Geschäfte gemacht, kritisieren Politiker, Wissenschaftler und Umweltorganisationen, allen voran Greenpeace. Auch die Unesco und das Europäische Parlament melden erhebliche Zweifel an der derzeitigen Vergabepraxis des Europäischen Patentamts an, das Patente auf Gene und Lebwesen nach deutschem Recht vergibt und damit die schärfere EU-Gesetzgebung bislang ungestraft ignoriert.

Ihr jüngstes Beispiel ist die Patentvergabe für die so genannten Brustkrebs-Gene BRCA1 und BRCA2 an den US-Pharmakonzern Myriad. Der hatte das Gen zwar nicht entdeckt, aber als erster aus dem Erbgut von Patientinnen isoliert, in deren Familie eine Häufung von Brustkrebs bekannt war. Aus dieser Entdeckung leitet der Konzern Patentansprüche sowohl auf seinen Test als auch aufs gesamte Gen ab, allen ähnlichen Brustkrebs-Gen-Tests und daraus abzuleitenden Therapien und Medikamenten ab.


Monopole auf Tests und Therapien

Nach der Erteilung der Patente verbot Myriad allen Labors weltweit, seinen oder ähnliche Tests ohne Lizenz durchzuführen. Diese Lizenz ließ sich Myriad vergolden und trieb so nicht nur die Laborpreise für genetische Brustkrebs-Tests in die Höhe, sondern verhinderte auch die Verwendung ähnlicher oder verbesserter Tests. Auf diese Weise würden die Trägerinnen bestimmter Erbkrankheiten von den kommerziellen Interessen eines einzigen Patentinhabers abhängig gemacht, kritisieren die Gegner der Patentvergabe auf Gene. »In seiner letzten Konsequenz gefährden derartige Patente das Leben der betroffenen Patientinnen, wenn die Forschung und der Zugang zu optimaler medizinischer Betreuung behindert wird«, sagt Christoph Then, Patent-Experte von Greenpeace.

Nach massiven Protesten der Kritiker jeder Patentvergabe auf Gene zog das Europäische Patentamt die Vergabe an Myriad teils zurück und schränkte die verbleibenden Rechte in der vergangenen Woche noch mal ein. Greenpeace nimmt diesen Teilerfolg zum Anlass, erneut auf einen Stopp aller Patenterteilungen auf Gene und Lebewesen zu dringen. Insgesamt wurden in Europa bereits über 1.000 Patente auf ganze Gen-Familien, Pflanzengattungen und Tierarten vergeben. Selbst der Widerruf solcher Patente sorge für jahrelange Probleme und Blockaden für die ganze Gesellschaft, warnt Then. Myriad beispielsweise werde wahrscheinlich gegen den Widerruf des Patentamts Beschwerde einlegen und Patienten, Ärzten sowie dem gesamten Gesundheitssystem noch länger Probleme machen.

Weitere Informationen zum Thema liefert die Seite www.greenpeace.de, auf der wie auch diese beiden Texte zu Kosten der Gen-Patente und dem BRCA-Problem gefunden haben. Sie liegen hier als PDF-Dokument (116 kB)
als PDF-Dokument (202 kB)

Darüber hinaus führt die Website gruppen.greenpeace.de/bielefeld/ zu den Aktiven der Greenpeace Gruppe Bielefeld.


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