Von Manfred HornNein, es ist kein Weihnachtsbaum, den das Umweltzentrum aufgestellt hat. Es ist ein Wunschbaum, der im Eingangsbereich steht. Die dezent geschmückten Äste lassen genug Platz für Kärtchen, die BesucherInnen mit ihren ganz persönlichen Wünschen aufhängen können.
Das Umweltzentrum macht die Aktion, die noch bis zum 28. Januar läuft, aus zwei Gründen: Um auf das Zentrum aufmerksam zu machen und auf die Bedeutung von Wünschen hinzuweisen. Denn jedem Wunsch liegt schließlich eine Idee zu Grunde. Und eine konkrete Situation, ein Bedürfnis, eine Hoffnung oder gar Sehnsucht. So gesehen stelle Wünsche das Gegenstück zu dem dar, was ist.
Der Baum hält aber auch noch mehr aus: Nicht nur Wünsche, auch Sorgen trägt er. Die aufgehängten Wunschkarten werden Ende Januar ausgewertet und die sechs »schönsten« Wünsche werden veröffentlicht. Ausserdem locken umweltspezifische Preise, darunter eine Massage, ein Tatoo-Gutschein, eine von brasilianischen Indianern hangefertige Kette oder ein Bibliotheksausweis.
Alles Preise, die von Gruppen, FreiberuflerInnen oder Gewerbetreibenden im Haus gespendet wurden. So kann die Teilnahmekarte auch nicht neben dem Wunschbaum eingeworfen werden, potenzielle GewinnerInnen müssen sich, einem leitenden Faden folgend, in den ersten Stock bemühen. Dort steht in einem Raum die Teilnahmebox, umgeben von einigen Wandtafeln, auf denen das Umweltzentrum gewesene und aktuelle Themenschwerpunkte darstellt.
Das Zentrum hat bereits eine 30-jährige GeschichteDie Wurzeln des Umweltzentrums liegen in den 1970er Jahren: In dieser Zeit lagen die Anfänge der Anti-Atomkraft-Bewegung. Ein erstes Umweltzentrum eröffnete, damals an der Friedrichstraße. 1985 dann der Umzug an die August-Bebel-Straße, nach das alte Zentrum der Abrissbirne zum Opfer gefallen war. 1996 fiel die Entscheidung, das Haus zu kaufen und zu finanzieren. Der Kauf wurde 1999 realisiert.
Um das große Haus mit 1800 Quadratmetern Fläche überhaupt finanzieren zu können, wurden Räume vermietet: Entsprechend haben sich dort Gewerbe und FreiberuflInnen angesiedelt. Aktuell ist die gastronomische Fläche auf der rechten Seite des Hauses zu vermieten, ansonsten sind die Räume belegt: Unter anderem durch die Patientenstelle, durch einen Tatoo-Laden, eine Praxis für psychologische Beratung für Frauen, eine Umweltbibliothek mit über 7.000 Titeln oder eine Druckerei. Auch Grafiker und Journalisten oder der BUND (Bundesverband Umwelt und Naturschutz) haben in dem Haus ein Büro.
Über dem Ganzen schwebt organisatorisch die »HUA«. Kein Gespenst, sondern die Hausgemeinschaft für Umwelt und Arbeit. Der Verein trägt das Haus, regelt Finanzen und Verwaltung. Überbau ist dabei nach wie vor, die natürlichen Lebensgrundlagen der Menschen zu erhalten, die Umwelt zu schützen, ökologisch korrekt zu leben. Dazu gehört auch, die Ziele zu vermitteln, BürgerInnen Möglichkeiten der Eigeninitiative aufzuzeigen. Dazu zählt Beratung für Haushaltende, Schulen oder Unternehmen. Und selbstverständlich bietet das Umweltzentrum eine Plattform für umweltpolitische Aktionen, Ausstellungen und Kampagnen.
Die Aktion Wunschbaum läuft noch bis 28. Januar. Der Baum kann mit den eigenen Wünschen montags bis freitags von 11 bis 16 Uhr behängt werden. Umweltzentrum, August-Bebelstr. 16-18, www.umweltzentrum-bielefeld.de