Der WebWecker dokumentiert einen Nachruf der Bielefelder Gruppe des Versöhnungsbundes e.V. Deutscher Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes (IFOR/ International Fellowship of Reconciliation) zum Tod von Doris OffermannAm Montag, dem 15. November 2004, verstarb im Alter von 78 Jahren Frau Dr. theol. Doris Offermann nach mehrmonatiger, schwerer Krankheit. Zwei Jahrzehnte lang war Dr. Doris Offermann als Studiendirektorin stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums und der Kollegschule in Bethel. Sie unterichtete dort in den Fächern Mathematik, Religion und Philosophie. Über mehrere Jahre hinweg war sie auch Synodale der Landessynode der Evangelischen Kirche von Westfalen und Synodale in der Synode der EKD. Ehrenamtlich engagiert war sie darüber hinaus in der Solidarischen Kirche / Westfalen sowie in der Bielefelder Gruppe des Deutschen Zweiges des Internationalen Versöhnungsbundes.
Vor allem der Versöhnungsbund, dem Doris Offermann als Mitglied mehr als drei Jahrzehnte angehörte, wurde nach ihrer Pensionierung Mittelpunkt ihres sozialen wie politischen Handelns. In der Bielefelder Gruppe hatte sie in den vergangenen zehn Jahren den Vorsitz inne. Zahlreiche Anregungen zur Flüchtlingshilfe, Abschaffung der Abschiebehaft, Unterstützung der Initiative Blumen für Stukenbrock, der gewaltfreien Konfliktlösung oder zu Themen des Ökumenischen Friedensgebetes in Bielefeld hat die Gruppe durch sie erhalten und in einer Vielzahl von Veranstaltungen umgesetzt.
Doris Offermann war geprägt durch die Ereignisse des Zweiten Weltkrieges, den sie als junge Frau sehr bewußt erlebt hatte. So auch am Ende des Krieges, als sie halb Deutschland durchquerte, um nach Hause zu kommen und dabei die Leichen erhängter Deserteure sah: Gesehens das sie nie vergass. Doris Offermann war in der Sache streitbar, konsequent und zielorientiert, im persönlichen Umgang zugewandt, offen und herzlich.
Sie war eine selbstbewußte Frau, die kein Blatt vor den Mund nahm, die sich zu Wort meldete, die etwas zu sagen hatte. Sie war von unbändiger Hoffnung erfüllt, dass Menschen sich ändern können, dass Meinungen veränderbar sind, dass Menschen ihren Überzeugungen folgen können, wenn sie wollen. In diesem Geist war sie eine intensive Briefschreiberin und betrieb Seelsorge an Kirchenleitungen und politische Führungskräften.
Immer bekämpfte sie falsche Haltungen und Einstellungen, aber nie wertete sie die Menschen ab, die diese vertraten. Bei allem Unverständnis hoffte sie auf die Kraft von Argumenten und auf das Wirken des Heiligen Geistes.
Sie hatte Hoffnung auch für ihre Kirche, dass auch dort Veränderung möglich sei, Unrecht beim Namen genannt wird und Versöhnung eingeleitet werden könne. Sie konnte sich aufregen über Unrecht und soziale Ungerechtigkeit ließ sie nicht kalt. Dies und Ihre Suche nach Aktionsmöglichkeiten war ansteckend. Eine Kirche wird nicht arm durch Verlust an Finanzen, sie wird arm durch den Verlust solcher Menschen.
Ihr Tod ist ein großer, menschlicher Verlust für uns und unsere gemeinsame Arbeit. Auch noch im Sterben dem Versöhnungsbund verbunden, hatte sie noch vor ihrem Tod veranlasst, zu ihrer Beisetzung die Trauernden an Stelle von Grabbeigaben um Spenden für den Versöhnungsbund zu bitten.