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Brücke gebaut (06.10.2004)






Durch die Begegnung mit jungen Kulturschaffenden aus Entwicklungsländern will das Bielefelder Welthaus das Verständnis von Schülern für andere Kulturen wecken. Dass das gelingt, zeigte am Dienstag der Besuch einer argentinischen Gruppe in der Gesamtschule Rosenhöhe.


Von Mario A. Sarcletti

»Wir wollen Brücken bauen«, erklärt Britta Küpper vom Bielefelder Welthaus die Intention des Schulkulturprojekts. »Brücken zwischen den Kulturen, aber auch Brücken zwischen Herz und Kopf«, fügt sie hinzu. Seit 1998 vermittelt es Kulturprojekte von sozial benachteiligten Jugendlichen aus Entwicklungsländern an Schulen in Ostwestfalen. Durch die direkte, herzliche Begegnung mit Gleichaltrigen, die im Unterricht, also eher über den Kopf, vorbereitet wird, sollen Schüler in der Region deren Kultur kennen und besser verstehen lernen.

Dass durch Gespräche, Aufführungen und Workshops tatsächlich ein anderes Bild von der »fremden« Kultur entsteht, bestätigen die Schülerinnen der Gesamtschule Rosenhöhe, nachdem sie Dienstag Nachmittag in einem Tanzworkshop mit der Gruppe »Crear vale la pena« aus Argentinien kräftig geschwitzt haben. Auf die Frage, ob sie Fernsehberichte aus dem Land zukünftig anders sehen werde, sagt Miri aus der zehnten Klasse der Gesamtschule: »Klar, wir haben mit denen getanzt und sie kennen gelernt.« Auch Vanessa aus der elften Klasse bestätigt das, was Pädagogen Lernerfolg nennen: »Wenn man an Argentinien gedacht hat, hat man immer gedacht: Die armen Kinder. Aber die haben so viel Energie, einfach eine andere Lebenseinstellung«, sagt sie, nachdem die Jugendlichen die einstudierte Hip-Hop-Choreographie noch ein letztes Mal durchgetanzt haben.

Die Argentinier sind in diesem Jahr bereits die vierte Gruppe, die Bielefelder Schülerinnen und Schülern Einblick in ihre Lebenswelt gibt. Seit seinem Bestehen ermöglichte das Projekt des Welthauses, das unter anderem von der EU gefördert wird, etwa 15.000 Jugendlichen diese Begegnung.

»Crear vale la pena«, übersetzt »Kreativ sein lohnt die Mühe«, gibt es seit 1993. In drei Kulturzentren in sozial benachteiligten Vierteln von Buenos Aires erhalten Jugendliche eine Ausbildung in Tanz, darstellender Kunst oder auch als Licht- und Tontechniker. »Kunst soll das Selbstwertgefühl stärken, aber auch Berufschancen eröffnen«, beschreibt Alejandra Coria die Intention des Projekts.

Sie ist eine der elf Mitglieder des Projekts, die jetzt im Rahmen der Kinderkulturkarawane durch Deutschland reisen und selbst ein Beispiel dafür, wie es funktionieren soll. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda hatte sie von »Crear vale la pena« erfahren, als Schülerin angefangen, später wurde sie Dozentin. Inzwischen leitet die zweifache Mutter eines der Zentren des Vereins. »Alle, die hier sind, haben einen solchen Aufstieg gemacht«, macht sie klar, dass sie kein Einzelfall ist. »Und damit sind wir auch ein Vorbild für die Kleinen, die jetzt bei uns anfangen.«

Neben dem Workshop standen in der Gesamtschule Rosenhöhe auch eine Aufführung der Argentinier und ein Gespräch mit Delegierten aus den Klassen 9-12 auf dem gestrigen Programm. »Da wurden viele persönliche Frage gestellt«, beschreibt Anette Sandhaus, Koordinatorin der Gesamtschule für das Schulkulturprojekt, das Gespräch. »Es ging da auch darum, was der Unterschied zwischen dem Leben von Jugendlichen hier und in Argentinien ist.«