Eine steigende Zahl von Infektionen wird bei Drogengebrauchern in Nordrhein-Westfalen ausgemacht. Dies war eigentlich eine Gruppe, wo die Infektionszahlen seit Beginn der 1990er Jahre rückläufig waren, berichtet Aids-Hilfe Geschäftsführer Peter Struck. Eine typische Infektionsquelle sind verunreinigte und weitergereichte Spritzen. Hier hat die Aids-Hilfe inzwischen stadtweit vier Spritzenautomaten aufgestellt, circa 12.000 Spritzen mit steigender Tendenz werden an den Automaten umgesetzt. »Da funktioniert Prävention eigentlich sehr gut«, sagt Struck. Bliebe die Sexualität: Hier vermutet Struck wie bei anderen auch verminderte Aufmerksamkeit.
Stark betroffen sind auch Menschen aus sogenannten »Hochprävalenz-Ländern«, also Staaten, die eine hohe HIV-Quote haben. Dies sind vor allem die Länder südlich der Sahara. MigrantInnen aus diesen Staaten weisen inzwischen die zweithöchste Neuinfektionszahl in Deutschland auf, nur noch schwule Männer infizieren sich häufiger.
Struck beobachtet die Veränderungen sehr genau. Sie würden sich zwar nicht im dramatischen Bereich bewegen, trotzdem müssten Konzepte angepasst werden. Die Aids-Hilfe, seit 1985 fest in Bielefeld etabliert, informiert und berät über die Krankheit. Im Vordergrund stehen dabei Präventionskonzepte. So hat die Aids-Hilfe Bielefeld ein besondere Workshop-Reihe veranstaltet: Aids, Kultur und Tabu. Dabei ging es um den interkulturellen Dialog: Deutsche Aids-Experten und afrikanische Experten kamen zusammen. Vermittelt wurde gegenseitig: Die afrikanischen TeilnehmerInnen lernten über HIV und AIDS, sie wiederum vermitteln Regeln ihrer Kultur. Die deutschen Experten besitzen nun kulturelles Hintergrundwissen, unerlässlich für die Beratung von MigrantInnen, die MigrantInnen können nun als AIDS-Experten in ihren Community wirksam werden. Das Folgeprojekt läuft zur Zeit: Hierbei wird Material zur AIDS-Prävention aus Afrika gesammelt und ausgewertet.
Die Zielgruppe der Afrikastämmigen wächst auch in der Beratung der Aids-Hilfe Bielefeld. Neben kulturellen Barrieren sind auch noch andere Schwierigkeiten zu überwinden: Die Ängste der Betroffenen, ihre Infektion könnte innerhalb ihres Zusammenhangs bekannt werden. Und auch der Staat spielt eine zwiespältige Rolle: Bei Flüchtlingen mit unsicherem Aufenthaltsstatus behält er sich praktisch zwei Möglichkeiten vor: Entweder die Menschen werden hier behandelt, weil es in den Herkunftsländern kein vergleichbares medizinisches System gibt. Oder aber die Infizierten werden schnellstmöglich abgeschoben, noch bevor überhaupt eine Behandlung begonnen hat.
Das Bewusstsein über die Gefahren von AIDS müsse in der gesamten Gesellschaft, auch bei Heterosexuellen, wieder steigen, meint Struck. Kampagnen der Pharmaindustrie, wie jüngst von GlaxoSmithKline seien dabei aber kontraproduktiv: Sie vermittelten das Bild von HIV-Infizierten, die den Eindruck machten, als ob sie durch die Krankheit sogar noch an Lebenskraft gewonnen hätten. Die Krankheit als individueller Katalysator. »Da steht aber nichts von den Nebenwirkungen der Medikamente, nichts davon, das AIDS nach wie vor nicht heilbar ist«, sagt Struck.
Tina ist »rundrum gücklich«: »Ich bin stark geworden«.
Die HIV-Positive bekam eine »zweite Chance«
wie sie in der Anzeige schreibt,
dank der Medikamente von GlaxoSmithKline (gsk).
Das Bild zeigt ein Motiv einer Anzeigenserie von gsk
Die Aidshilfe Bielefeld ist im Netz: www.aidshilfe-bielefeld.de
Den aktuellen Bericht des Robert-Koch-Instituts als PDF
zum Download (314 KB)