Gedenktag für Drogentote (Teil 2)
Zu gedenken gilt es vieler an diesem Tag, der 1998 vom »Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit« ins Leben gerufen wurde. 1480 Menschen starben im vergangenen Jahr in der Bundesrepublik an den direkten Folgen des Drogengebrauchs, in NRW waren es 391. In Bielefeld verloren elf Drogengebraucher ihr Leben, sieben mehr als 2002. Und das trotz des neu eröffneten Drogenkonsumraums im Drogenhilfezentrum in der Borsigstraße. Für ein Mitglied von JES ist dieser scheinbare Widerspruch keiner: »Wenn da ständig die Bullen rumhängen und die Leute auf dem Weg in die Einrichtung durchsucht werden, ist es doch kein Wunder, dass die nicht angenommen wird«, schimpft der Enddreißiger. Dass dem so ist, war sogar im Fernsehen in der RTL II Reality-Show Ärger im Revier zu sehen, bei der zwei Bielefelder Polizeibeamte mit der Kamera begleitet wurden. »Da gab es eine Szene vor der Borsigstraße, wo die einen kleinen Junkie gefilzt haben«, erzählt Ute Grote von JES.
Meggie Chlewinski, Mitarbeiterin des Drogenhilfezentrums, bestätigt, dass verstärkte Polizeipräsenz die Klienten abschreckt. »Letztes Jahr hatten wir viele Besucher, dann gab es mehr Polizeipräsenz und viele blieben weg«, sagt sie und vermutet ein bewusstes Vorgehen der Polizei. »Wenn die gemerkt haben, dass wir mehr Klienten haben, stand da gleich die Polizei«, kritisiert Chlewinski. Eine Abschreckungsstrategie, die tödlich sein kann. Im vergangenen Jahr gab es zwei akute Notfälle im Konsumraum, die Drogenabhängigen konnten aufgrund rascher ärztlicher Versorgung gerettet werden. »Draußen wären die gestorben«, ist sich Meggie Chlewinski sicher. Sie hofft, dass in Zukunft die Zahl der täglichen Besucher des Konsumraumes von zur Zeit täglich sieben wieder ansteigt, damit noch mehr Abhängigen das Leben gerettet werden kann und es 2004 weniger Tote in Bielefeld zu beklagen.