Falsche Zahlen bei Landeplatz? (Teil 2)
Das JAR-OPS1 Flugzeug könnte damit nur auf der längeren Runway 29 landen. Und das auch nur mit Schubumkehr und wenn es in Bielefeld nicht regnet. Bei nasser Landebahn ist eine Landung nur bei 40 Prozent Zuladung auf der Runway 29 möglich, Runway 11 kann dieses Flugzeug auch halbleer nur bei trockener Bahn nutzen. Die lärmende Schubumkehr ist immer nötig. »Dabei hatte der Geschäftsführer der Flughafen GmbH ausgesagt, dass mit dem Ausbau auf Einsatz der lärmstarken Schubumkehr verzichtet werden könnte«, wundert sich die Bürgerinitiative.
Noch mehr war sie verwundert als sie die Daten der Pläne mit denen verglich, die dem DLR vorlagen. Das Gutachten geht von einer sechzig Meter längeren nutzbaren Landebahn aus. Ein entscheidender Unterschied, denn dann könnte die Beechcraft sehr viel häufiger landen, wie aus der Grafik ersichtlich:
(Grafik: Bürgerinitiative)
Aber nicht nur das DLR fällte sein Urteil, nach dem der Bielefelder Landeplatz vorrangig förderfähig sei. Auch der Ratsbeschluss vom 30. Januar 2003 beruht für den Landebahnausbau auf den nach Ansicht der Bürgerinitiative falschen Zahlen, obwohl auch in ihm von einer unveränderten Lage der Schwellen ausgegangen wird.
Grundlage des Ratsbeschlusses war auch die Stellungnahme von Werner Allemeyer vom Institut für Verkehrswissenschaften der Universität Münster. Allerdings fehlten nach Angaben der Bürgerinitiative in der Zusammenfassung, die dem Rat vorlag, zwei entscheidende Aussagen des Gutachters. Der sei, so die Ausbaugegner, zu dem Schluss gekommen, dass auch eine Landebahnverlängerung weder den Bestand des Flughafens sicher, noch dazu beitrage, den bisherigen Umfang des Geschäftsflugverkehrs aufrecht erhalten. Damit wäre Windelsbleiche nicht mehr förderungsfähig.
Aber nicht nur wegen falscher Zahlen bezüglich der Landebahnlänge kritisiert die Bürgerinitiative das DLR-Gutachten. Das geht davon aus, dass der Flughafen Paderborn mit seiner 2400 Meter langen Landebahn aufgrund hoher Auslastung nicht in der Lage sei, den Geschäftsflugverkehr umliegender Landeplätze aufzunehmen. »Ich habe deshalb den Geschäftsführer des Paderborner Flughafens angerufen. Herr Henze ist mir fast ins Gesicht gesprungen«, erinnert sich Lothar Korten. Richtig laut sei der geworden, als er richtig stellte, dass der Paderborner Flughafen nur zu fünfzig Prozent ausgelastet sei. »Aufgrund der momentanen Konkurrenzsituation mit Kassel, wäre es doch sinnvoll den Regionalflughafen zu stäken«, findet Korten.
Das Argument der Zeitersparnis für Bielefelder Unternehmen lässt er nicht gelten. So sei für Bertelsmann die Schließung des eigenen Flughafens zugunsten einer Nutzug von Paderborn nach Unternehmensangaben kein Nachteil entstanden. »Für Bielefelder ist es zwar ein bisschen weiter nach Paderborn, dafür geht es schneller«, hat Korte berechnet. »Und immerhin war die Erreichbarkeit des dortigen Flughafens ein Grund für den Bau der A33«, erinnert sich Hans-Joachim Ludwig. Zudem seien vierzig Minuten Anfahrt nicht viel, angesichts der meist weit entfernten Flugziele wie Großbritannien oder Türkei.