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Ein Tag im Landesmuseum für Volkskunde (14.07.2004)



Volkskunde, das ist, wenn der Großvater seinen Enkeln erzählt, wie er früher freudig und gerne kilometerweise zur Schule gelaufen ist. Barfuß! Im Winter!


von Jeanette Wette

BrunnenUnd alle braven Enkel hören zu und winken innerlich ab. Ein Leben ohne Fernsehen und Computer, das ist für die heutige Kindergeneration fast genauso weit weg wie der Mond. Das Essen kommt aus dem Supermarkt, die Kleidung aus dem Kaufhaus. Da können alte Leute viel erzählen (und häufig tun sie das auch), das macht die Geschichte fast noch phantastischer. Also warum nicht mal Großeltern und Enkel einpacken und zusammen nach Detmold fahren, zum größten Freilichtmuseum Deutschlands?

Eine halbe Autostunde entfernt von Bielefeld gibt es die Möglichkeit, einen ganzen Tag im letzten Jahrhundert zu verbringen und selbst ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es wohl gewesen sein mag, damals, als die Milch noch nicht aus dem Getränkekarton kam.

Für einen Ausflug zum Freilichtmuseum Detmold sollte man einen ganzen Tag einplanen, denn hier wollen mehr als neunzig Hektar Fläche erkundet werden mit über hundert historischen Gebäuden, die aus dem gesamten ostwestfälischen- und Lipperland hier zusammengetragen wurden.

SpeicherburgVerschiedene Höfe der Region aus den letzten Jahrhunderten geben einen Eindruck davon, wie sich verschiedene Gebäudetypen entwickelt haben und worin die regionalen Unterschiede lagen, als die Welt noch größer war und schon die Reise zur Kreisstadt ein echtes Erlebnis.

Hier im Museum bekommen die Ezählungen der Großeltern einen ganz anderen Charakter: Wenn man dabei zusieht, wie in vielen verschiedenen Arbeitsschritten aus Flachs schließlich ein Kleidungsstück wird, oder ausprobiert, wie lange man stampfen muss, damit Rahm sich in Butter verwandelt, dann wird das, was man sonst nur aus Erzählungen oder Schulstunden kennt, mit einem Male sehr viel realer und greifbarer.

Das Museum in Detmold versteht sich als Mitmachmuseum. Zu diesem Zweck gibt es hier ein Haus, in dem die besucher alles anfassen und ausprobieren dürfen, was sie hier vorfinden, ja, sich sogar in die Betten legen, um einmal auszuprobieren, wie sich das wohl angefählt haben muss, wenn mein sein Leben auf einem solchen Hof verbrachte.

WassermühleVerschiedene Handwerker sind den ganzen Sommer über im Museum aktiv und führen vor, wie man Schuhe herstellt oder Kleidung, es wird gemüllert und gebacken, getöpfert und gestickt. Dabei beschränkt man sich hier nicht nur auf Vorführungen, es gibt auch die ganze Saison über immer wieder Workshops, in denen man alte Handswerkstechniken selbst nachvollziehen kann.

Wenn man hierherkommt, sollte man auf jeden Fall Gebrauch von den verschiedenen vorführungs- und Führungangeboten machen. Auch ohne kundigen Führer ist das Museum sicherlich spannend und gerade für kleinere Kinder sind neben dem riesigen Gelände zum Austoben wohl die verschiedenen Tiere, Pferde Schweine, Schafe und Hühner das spannendste am Museum.
Wer aber etwas lernen will und wissen möchte, wie ein Ding funktioniert hat, der sollte unbedingt an einer Führung teilnehmen, denn die Ausstellungsstücke sind so zahlreich und vielfältig, dass sonst neben dem Staunen das Verstehen zu kurz kommt.