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»Dichterin der Kinderseele« (Josefa Metz; 30.06.2004)





Von Mittwoch, 7. Juli, bis Samstag, 14. August, ist in der Zentralbibliothek am Jahnplatz die Ausstellung »Josefa Metz - Dichterin der Kinderseele« zu sehen.


»Dichterin der Kinderseele« – so wurde die 1871 in Minden geborene und in Bielefeld aufgewachsene, später in Berlin, München und Wien lebende Schriftstellerin Josefa Metz genannt. Von ihr stammen nicht nur Bilderbücher, Verse und Textsammlungen für Kinder, sondern auch zahlreiche Gedichte und Episoden, in deren Mittelpunkt Kinder und ihre unbefangene Sicht auf die Welt stehen. Mit Augenzwinkern schildert die Autorin um die Wende zum 20. Jahrhundert zum Beispiel einen erster Kirchgang, einen Zoo- und einen Kirmesbesuch, ebenso eine erste Begegnung mit dem Theater beim Weihnachtsmärchen.

Josefa Metz, Sproß einer alten, seit dem 17. Jahrhundert in Westfalen ansässigen jüdischen Familie und Tochter aus gutbürgerlichem Haus und unverheiratete Tante zahlreicher Nichten und Neffen, verband eine genaue Beobachtungsgabe mit sprachlicher Präzision, Einfühlungsvermögen und humorvoller Wärme. Diese Kombination – und die Tatsache, daß Kinder heute sich zwar in einer veränderten Welt, aber im Kern nicht grundsätzlich anders verhalten als vor 100 Jahren – tragen dazu bei, daß ihre Texte bemerkenswert modern wirken, auch wenn die Zeit der wilhelminischen Matrosenanzüge längst vergangen ist.

Daß sie selbst bereits um 1900 als Frau die Risiken einer mehr als unsicheren freien Schriftstellerexistenz nicht scheute – ihr Vater starb bereits in ihrem 16. Lebensjahr und hinterließ drei weitere noch unversorgte Kinder – zeugt darüber hinaus von einer unkonventionellen Einstellung, von einer ganz privaten Revolte gegen die gesellschaftlichen Zwänge ihrer Zeit.

Auf Kaiserreich und Republik folgt schließlich die Nazi-Diktatur, die für Josefa Metz, zunächst Berufsverbot und Diskriminierung zur Folge hat, 1941 die Deportation nach Theresienstadt. Dort starb sie, vermutlich an einer der zahlreichen Seuchen im Lager, im Februar 1943.



Zur Ausstellungseröffnung am Mittwoch, 7. Juli, um 17 Uhr liest die Rezitatorin Julia Neumann (Münster) aus den Werken von Josefa Metz. Nach der Begrüßung von Klaus-G. Loest spricht Dr. Michael Vogt (Aisthesis Verlag, Bielefeld) die einführenden Worte. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung ist frei.

Die Öffnungszeiten sind dienstags, mittwochs und freitags von 10.00 bis 18.00 Uhr, donnerstags von 11.00 bis 19.00 Uhr sowie samstags von 10.00 bis 13.00 Uhr

Im Aisthesis-Verlag ist soeben ein Buch über Josefa Metz erschienen: »Dichterin der Kinderseele«. Ein Lesebuch. Zusammengestellt und mit einem Nachwort versehen von Michael Vogt. 171 Seiten, 15 Euro, ISBN 3-89528-434-3


Im WebWecker ist auch eine Rezension des Buches Rezension des Buches erschienen