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Standortgemeinschaft gegen Leerstände (05.05.2004)



Von Manfred Horn

Große Leerstände in der Altstadt haben die Bielefelder Grünen ausgemacht. Das grüne Ratsmitglied Rainer Hahn spazierte durch die Altstadt und entdeckte auf Anhieb um die 30 Leerstände. »Ein Thema, das gerne unter den Teppich gekehrt wird«, stellt er fest. Viele Leerstände seien dabei gar nicht auf Anhieb erkennbar, da sie durch Zwischenlösungen kaschiert würden. Leerstände seien vor allem in den Randbereichen der Altstadt zu finden seien. »Ich befürchte aber, dass sie in den Kernbereich vordringen«, ergänzt Hahn.

Als Gegenmaßnahme wollen die Grünen nun einen Altstadtmanager und ein Konzept. Ein möglicher Ausweg sei eine Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG). Vorbilder für die Idee, die aus Kanada kommt, gäbe es bereits: Eine Gemeinschaft von Kaufleuten und Stadt hat sich in der näheren Umgebung bereits in Herford gebildet.

Für ein ›Buisiness Improvement District‹, so der englischsprachige Name, müssten vor allem die Eigentümer und Gewerbetreibenden der Altstadtgeschäfte mit ins Boot. Zusammen mit der Stadt würde dann eine Gesellschaftsform gewählt. Das Land NRW unterstützt solche ISG´s in der Gründungsphase. Das Ziel der Gemeinschaft: Eine Revitalisierung der Altstadt. Ist das gemeinsame Projekt erfolgreich, könne es nach vier oder fünf Jahren auch wieder aufgelöst werden, erklärt die grüne Fraktionsvorsitzende Inge Schulze.

Die Altstadt braucht ein besseres Image, mehr Dienstleistungen und zusätzliche kulturelle Angebote, so lautet die Kurzformel der Idee. Die Menschen sollen in die Altstadt kommen, weil es dort unterschiedlichste Produkte zu unterschiedlichen Preisen gibt. Deswegen schlägt Hahn auch vor, das Factory Outlets und Großmärkte Filialen in der Altstadt etablieren: »Gibt es billige Ware in der Altstadt, kommen da auch mehr Jugendliche hin«, sagt er. Und denkt laut darüber nach, warum nicht beispielsweise ein Großunternehmen wie Ikea eine Verkaufsstelle in der Altstadt erreichten könne.

Mehr unterschiedliche Geschäfte und Dienstleistungen, vom Schuhmacher, der noch handwerklich mit Schuhen umgehen kann bis hin zu Arztpraxis, würden die Altstadt beleben. Dann würde sich dort auch mehr Gastronomie etablieren. Im Detail überlegt würde so etwas von einem Runden Tisch, koordiniert von Altstadtmanager. »Zwar gibt es Überlegungen, in der Altstadt einen Flächenmanger zu etablieren«, sagt Schulze. Doch dies greife zu kurz. Denn zu einer attraktiven Altstadt gehörten beispielsweise auch kulturelle Angebote wie Theater. Notwendig, aber nicht ausreichend sei es, die Altstadt neu zu pflastern.

In aller Deutlichkeit spricht sich Hahn gegen weitere Verkaufsflächen in der Stadt aus und verweist auch das Welle-Haus oder die Planung am Neumarkt. Dort sollen weitere 30.000 Quadratmeter Verkaufsfläche entstehen. Hahn ist sich sicher: »Passiert das, kann sich die Altstadt nicht entwickeln«. In der kommenden Sitzung des Umwelt- und Stadtentwicklungsausschusses wollen die Grünen eine Anfrage in Richtung ISG starten. Sie halten eine solche Gemeinschaft für realisierbar, sagen aber auch deutlich: Umsonst wird diese Form von intensivem Marketing für die Stadt nicht zu haben sein.