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»Schulterklopfen reicht nicht aus« (28.04.2004)





Unternehmen gegen AIDS? Begrüßens- aber auch hinterfragenswert, stellt die Bielefelder BUKO-Pharmakampagne anlässlich der Preisverleihung der Globalen Wirtschafts-Koalition gegen HiV/AIDS am vergangenen Mittwoch in Berlin fest


Von Manfred Horn

Am 21. April verlieh die ›Global Business Coalition on HIV/AIDS› (GBC) ihren Preis für besonderes unternehmerisches Engagement in der Eindämmung von HIV/AIDS. Die BUKO Pharma-Kampagne mit Sitz im Welthaus Bielefeld weist in diesem Zusammenhang auf die zwiespältige Rolle der Unternehmen bei der AIDS-Bekämpfung hin. Sie war in Berlin gemeinsam mit der AIDS-Kampagne vor dem Daimler Chrysler Atrium, dem Ort der Preisverleihung, um auf ihre Bedenken aufmerksam zu machen.

Auf Einladung von Juergen Schrempp, Vorstandsvorsitzender von Daimler Chrysler, und mit einer Laudatio von Bundeskanzler Gerhard Schröder wurden am vergangenen Mittwoch Initiativen großer Wirtschaftsunternehmen gewürdigt, die in ihren Betrieben gegen AIDS aktiv sind.

42 Millionen Menschen weltweit sind HIV positiv. Allein im vergangenen Jahr tötete die Krankheit über drei Millionen Menschen. Deshalb begrüßt die Buko-Pharma-Kampagne grundsätzlich das Engagement von Arbeitgebern, die sich für die AIDS-Prävention und die medikamentöse Therapie ihrer Beschäftigten einsetzen. Die Gesundheitsversorgung ist in vielen armen Ländern derart mangelhaft, dass fast jede Maßnahme Leben retten kann. Dennoch mahnt die Buko-Pharma-Kampagne zur Vorsicht und spricht von einer »medienwirksamen Inszenierung des Eigenlobs«

So würden unternehmerische Maßnahmen zur HIV-Bekämpfung zum größten Teil an wirtschaftlich attraktiven Standorten wie Indien, Brasilien oder Südafrika stattfinden. Die ärmsten Länder dieser Welt, die Geld für Gesundheitsprogramme am dringendsten bräuchten, würden hingegen leer ausgehen. »Schließlich ist die medizinische Behandlung durch den Arbeitgeber nicht uneigennützig. Wenn wie in Südafrika ein großer Prozentsatz der Minen- und Fabrikarbeiter HIV-positiv ist, wirkt sich das spürbar auf die Produktionskraft aus«, schreibt die Pharma-Kampagne in einer Stellungnahme.

Auch würden die Gelder für Pilotprojekte am Arbeitsplatz zum einem großen Teil aus der Entwicklungshilfe bezahlt. Es sei leicht, imageträchtige Projekte umzusetzen, wenn sie nicht viel kosten. Auch feiere die GBC ihr Engagement im ›Global Fund› zur Bekämpfung von AIDS, Malaria und Tuberkulose. Doch ihr Beitrag sei nur marginal, urteilt die Pharmakampagne. Fast 98 Prozent der bisher eingezahlten 2,3 Milliarden US-Dollar eingezahlten Gelder seien öffentliche Mittel. Trotzdem besitze der industrielle Sektor im Global Fund Stimmrecht und damit erheblichen Einfluss.

Ein weiterer Kritikpunkt ist der hohe Preis für AIDS-Medikamente. Einer der Hauptgründe dafür seien Arzneimittelpatente, die dem Hersteller ein Produktions-Monopol einräumen. Da viele AIDS-Medikamente mit öffentlichen Geldern entwickelt wurden, gebe es für solche extrem preissteigernden Marktvorteile keine Rechtfertigung, sagt die Pharmakampagne. In der GBC seien aber sämtliche multinationalen Pharmaunternehmen beteiligt, die weiterhin ihre teuren Markenprodukte verkaufen wollen. Seit Jahren üben sie massiven politischen Druck aus, um die Behandlung von Menschen mit bezahlbaren Generika (Nachahmerpräparaten) zu verhindern.