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Willemsen: Lesen für prozessgeschädigte Drogenberater (03.03.2004)



In der kommenden Woche ist es genau ein Jahr her, dass der Prozess gegen die Leitung der Bielefelder Drogenberatung eingestellt wurde (WebWecker berichtete). Die Nachwirkungen des Verfahrens gegen die beiden Geschäftsführer der Drogenhilfeeinrichtung, den Leiter der ehemaligen niedrigschwelligen Kontakt- und Beratungsstelle in der Wilhelm-Bertelsmann-Straße, den ehemaligen Polizeipräsidenten sowie zwei leitende Polizeibeamte sind jedoch immer noch spürbar.

So gibt es immer noch keine Lösung, wie mit der Drogenprostitution in der Nahryastraße umgegangen werden soll. Aufgrund des Verfolgungsdrucks sind die Frauen nach wie vor brutalen Freiern ausgeliefert, eine von ihnen wurde im vergangenen Jahr sogar ermordet. Die Verunsicherung in der Drogenszene durch den Prozess führt zudem dazu, dass die neue Kontakt- und Beratungseinrichtung nicht wie erhofft angenommen wird.

Aber auch für die Strafverfolger hat der Prozess Nachwirkungen, die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt gegen die Kollegen aus Bielefeld wegen Meineids und gegen den ehemaligen Leiter der Drogenfahndung wegen uneidlicher Falschaussage. Auch für das Land NRW könnte der Prozess Folgen haben: Der ehemalige Polizeipräsident Horst Kruse, der wegen der Anklage in den Ruhestand versetzt wurde, will das Land auf Schadenersatz wegen der Verletzung der Persönlichkeitsrechte verklagen.

Während für die Polizeibeamten das Land die Kosten des Verfahrens trägt, hat der Prozess für die Drogenberatung auch finanzielle Folgen. 150.000 Euro kostete er, ein Drittel davon muss noch bezahlt werden. Dafür erhält die Einrichtung prominente Hilfe: Am Donnerstag, den 4. März, liest Roger Willemsen aus seinem Buch »Karneval der Tiere« nach der Musik von Camille Saint-Saens, begleitet von den Bielefelder Philharmonikern. Die Veranstaltung beginnt um 20.30 Uhr im Ringlokschuppen.