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Gemeinsam gegen Kürzungen: Melanie Rosendahl (Frauennotruf), Beatrice Tappmeier (Autonomes Frauenhaus) und Cornelia Haffert (Mädchenhaus - Zufluchtstätte) (v.l.n.rechts)
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Von Manfred HornDas Plenum der Bielefelder Frauenprojekte machte am Mittwoch auf die Konsequenzen der geplanten Streichungen der Landesregierung aufmerksam. Negativ herausragend ist hierbei, dass die Landesmittel für den Frauennotruf und der Zuschuss für die Zufluchtstätte des Mädchenhauses ab Januar 2004 komplett gestrichen werden sollen.
Der Frauennotruf arbeitet seit über 20 Jahren zu den Themen Vergewaltigung, sexuelle Belästigung und Nötigung von Frauen und Mädchen ab 16 Jahren. Das kostenlose Angebot umfasst unter anderem die telefonische und persönliche Beratung, Krisenintervention, die Begleitung zur Polizei und zum Gerichtsverfahren. Seit 1997 werden die Beratungsstellen vor Ort neben der kommunalen Unterstützung auch vom Land gefördert, zur Zeit mit einem Festbetrag von 20.000 Euro. Streicht das Land ab 2004 die 20.000 Euro, würde eine halbe Stelle wegfallen, beim Frauennotruf würde dann nur noch eine halbe Fachkraftstelle verbleiben. Schon heute können die Mitarbeiterinnen die Nachfrage nach Beratung und Begleitung nur schwer bewältigen, bei der Mittelstreichung geht der Frauennotruf von gravierenden Folgen für das Hilfsangebot aus.
Ähnlich dramatisch wäre die Situation bei der Zufluchtsstätte des Mädchenhauses, würden die Landesmittel wie geplant komplett gestrichen. Seit 1992 erhält die Zufluchtsstätte jährlich circa 100.000 Euro. Diese decken 20 Prozent der Kosten ab. Würden die Landesmittel wegfallen, müsste die Zufluchtstätte die Pflegesätze erhöhen. Doch dann ist fraglich, ob die Kommunen die erhöhten Pflegesätze überhaupt noch zahlen oder aber die Unterbringung nur noch für einen kurzen Zeitraum tragen. Die Kommunen sind diejenigen, die die Finanzierung der Unterbringung der Mädchen tragen müssen, doch sie sind selbst unter hohem finanziellem Druck. Cornelia Haffert, Mitarbeiterin der Zufluchtstätte, befürchtet, dass letztlich wesentlich weniger Mädchen kommen können und dann irgendwann die Zufluchtstätte dicht ist. »Wir können unser Angebot nur aufrechterhalten, wenn genügend Mädchen kommen«. Schließlich könnte dann irgendwann die Zufluchtstätte dicht sein und ZynikerInnen sagen: »Seht her, es gab doch gar keinen Bedarf für eine solche Einrichtung«. Dass Land und Kommunen daran schuld sein würden, sei dann kaum noch zu erkennen: »Die spielen sich geschickt den Ball zu«, sagt Haffert.
Dabei ist die Zufluchtstätte von großer Bedeutung. Sie ist die einzige Einrichtung dieser Art in ganz Ostwestfalen und bietet Mädchen einen gewaltfreien Lebensraum an. Die Zufluchtstätte prognostiziert, dass selbstverletzendes Verhalten, Essstörungen, Drogenkonsum � oft als Folge von körperlichen, seelischen beziehungsweise sexualisierten Gewalterfahrungen � ohne eine entsprechende Einrichtung nicht mehr zu Sprache kommt.
Die Bielefelder Frauen- und Mädchenprojekte, die im »Plenum der Bielefelder Frauenprojekte« organisiert sind, halten mit geringen finanziellen Mitteln eine vielschichtige Infrastruktur für Frauen und Mädchen aufrecht. Eine Mittelkürzung beziehungsweise �streichung würde dieses bisher gut funktionierende Netzwerk deutlich schwächen.